Queer Voices Podcast

Élie Chevillet

#6 Lutz | Queerfeminismus, Nicht-Binarität, Transidentität

07.04.2025 65 min Élie Chevillet

Zusammenfassung & Show Notes

Heute darf ich Lutz empfangen. Lutz ist in der Augsburger queer-feministischen Szene unterwegs. Er hat das Oben Ohne-Kollektiv mitgegründet – eine Initiative, die sich gegen das Patriarchat und die Sexualisierung von Körpern stellt. Bei jedem Dyke March unterstützt uns Lutz fleißig hinter seinem Megafon. Vor Kurzem hat er das Awareness Kollektiv Augsburg ins Leben gerufen.
Mit seinem DJing-Projekt Femme Fatale macht er mit feministischem Rap die Tanzfläche wieder sicher – unter anderem im legendären City Club.
Außerdem ist Lutz Schauspieler: Er hat die Rolle von Momo aus Mikael Endes gleichnamigen Buch für das Junge Theater Augsburg gespielt.


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Transkript

SPEAKER_1
00:00:04
Hi, ich bin Élie Chevillet, herzlich willkommen bei Queer Voices, der Podcast der queeren Menschen in Augsburg und der Welt eine Stimme gibt. Heute darf ich Lutz empfangen. Lutz ist in der Augsburger Queer-Feministischen Szene unterwegs. Dey hat das Oben Ohne-Kollektiv mitgegründet, eine Initiative, die sich gegen das Patriarchat und die Sexualisierung von Körpern stellt. Bei jedem Dyke March unterstützt uns Lutz fleißig derem Megafon. Dey hat auch vor kurzem das Awareness Kollektiv Augsburg ins Leben gerufen. Mit derem DJing-Projekt Femme Fatale macht Lutz mittels feministischem Rap die Tanzfläche wieder sicher, unter anderem im legendären City Club. Außerdem ist Lutz Schauspieler*in, dey hat die Rolle von Momo aus Mikael Endes gleichnamigen Buch für das junge Theater Augsburg gespielt. Hey ihr Lieben, ich möchte nachträglich etwas zu dieser Folge hinzufügen. Wie Lutz auch im Podcast erwähnen wird, ist das Leben ein Prozess und Transsein ebenfalls. Seitdem wir aufgenommen haben, ist ein bisschen Zeit vergangen und Lutz nutzt mittlerweile Exclusive Dey und Er Pronomen und sieht sich als transnichtbinär und transmask. Gender Fluidity ist immer noch ein Teil von Lutz, nur stehen gerade andere Themen im Vordergrund. Jetzt wünsche ich euch eine wunderschöne, inspirierende Zeit mit Lutz. Hi Lutz!
SPEAKER_2
00:01:51
Hallo!
SPEAKER_1
00:01:52
Danke, dass du meine Einladung angenommen hast.
SPEAKER_2
00:01:55
Auch ja, danke fürs Einladen.
SPEAKER_1
00:01:57
Ich freue mich riesig, dass du da bist. Magst du dich zu Beginn vorstellen, deine Pronomen teilen und erzählen, wie du dich identifizierst?
SPEAKER_2
00:02:09
Ja, ich kann das versuchen. Also auf jeden Fall auch danke für die Einladung. Ich fühle mich sehr geehrt. Ich bin ein bisschen aufgeregt, aber ich freue mich auch total, jetzt hier dabei sein zu dürfen. Genau, also mein Name ist Lutz. Ich benutze alle Pronomen. Gerne einfach durchgeschaffelt, aber Day ist immer toll. Und ich identifiziere mich als nichtbinär unter dem Trans-Schirm. Also Trans ist für mich so der größere Umbrella, unter dem ich mich so unterordne. Genau, aber es ist auch ein bisschen schwierig, weil ich halt genau finde, dass Gender eben ein Konstrukt ist und sich dann als irgendwas zu identifizieren, ist immer ein bisschen schwer. Und genau, in letzter Zeit komme ich auch immer mehr so in Kontakt mit so Genderfluidity, Genderfluidemenschen und glaube auch, dass ich dort sehr gut reinpasse. Ja, aber it's a journey, es geht immer weiter, der Prozess, wenn man so selber ist, genau, aber so bin ich heute hier.
SPEAKER_1
00:03:09
Magst du kurz erzählen, was Genderfluidity ist?
SPEAKER_2
00:03:12
Ja, also Genderfluid ist auf jeden Fall ein Wort für Menschen, die sich nicht nur einem Geschlecht irgendwie zuschreiben können oder sich nicht wie nur ein Geschlecht fühlen. Das heißt, an manchen Tagen fühle ich mich nicht binär, an manchen Tagen wache ich auf und fühle mich irgendwie sehr feminin oder diesen femininen Attributen irgendwie sehr zugeschrieben, manchmal den maskulinen Attributen zugeschrieben. Und je nachdem, genau, kann man sich dann stylen oder auch einfach nicht und einfach Pronomen angleichen dann für den Tag. Also dass man immer so ein bisschen fluid genauso hin und her wandert zwischen den Geschlechtern. Genau, so würde ich es vielleicht ein bisschen beschreiben.
SPEAKER_1
00:03:54
Du hast als Kind in Ahlen, eine mittelgroße Stadt, in Baden-Württemberg gewohnt. Wie war es für dich, dort aufzuwachsen?
SPEAKER_2
00:04:03
Ja, das ist auf jeden Fall irgendwie schon lange her, habe ich das Gefühl. Boah, eigentlich habe ich auch sehr viele schöne Erinnerungen daran. Gar nicht mehr so viele, aber. Also ich war, bis ich sieben war, war ich dort, bis 2007 und dann sind wir umgezogen nach Augsburg. Und Ahlen war einfach wunderschön, weil es so auch ein bisschen ruhig ist. Man kannte alle Leute und es gab immer den gleichen Bäcker, zu dem man gegangen ist morgens und alle kannten sich irgendwie mit Namen. Das war irgendwie sehr schön. Wir haben direkt von einem Park gewohnt, wo ich sehr, sehr viel Zeit verbracht habe als Kind. Ich habe ganz oft einfach immer nur meinen Bollerwagen gepackt. Ich hatte so einen fetten Bollerwagen und habe da so Snacks reingemacht und Decken und habe mir dann so unter Tannen so eine kleine Hülle gebaut und irgendwie dort Zeit verbracht und war eben ganz viel draußen. Das war richtig schön. Und genau, wir hatten dann so eine voll schöne Wohnung in einem großen Haus, auch mit Leuten, die man kennt und einen tollen Garten. Das ist natürlich irgendwie jetzt, wo man in eine größere Stadt zieht, irgendwie anders. Der Garten ist weg. Die Straßen sind voller und lauter. Genau, aber irgendwie auch ein bisschen zwiegespalten zu diesem Ort, weil irgendwie bin ich dort aufgewachsen, aber ich war mit sieben schon weg. Also ich habe nicht so viele Freunde dort. Ich habe wenig Bezugspunkte zu diesem Ort. Aber trotzdem will man irgendwie manchmal dahin zurück und so gucken, okay, wie sieht es aus? Wie geht es den Menschen hier? Was passiert hier? Und mein Vater wohnt auch noch in Ahlen. Genau, das ist immer so. Auf jeden Fall mit ein Grund, irgendwie dort auch immer wieder hinzugehen. Aber sonst, genau, irgendwie ist man dort geboren, aber so viele Bezugspunkte irgendwie gibt es dann irgendwie doch nicht.
SPEAKER_1
00:05:56
Hattest du Geschwister?
SPEAKER_2
00:05:58
Ich habe eine leibliche Schwester, Charlotte Lotte, die mir sehr, sehr wichtig ist, die das bestimmt auch anhört. Hallo. Genau, die ist viereinhalb Jahre älter als ich. Und wir haben auf jeden Fall unser ganzes Leben eigentlich bisher miteinander geteilt, zusammen hierhergezogen, wohnen jetzt auch noch beide hier. Genau, mit ihr hatte ich total viel Kontakt. Und ja, auf jeden Fall hatte ich halt eigentlich tolle, so ich war dann noch in der ersten Klasse und da führte man irgendwie Friends und unsere Nachbarinnen waren toll. Genau, hatte ich auf jeden Fall Kontakt, aber ich war schon auch gerne, glaube ich, so ein bisschen, man könnte es als Ronja Röbertorster beschreiben. Also ich habe mir so, ich fand zum Beispiel so Haare wachsen lassen und kämmen und so, sich darum kümmern müssen, ganz scheiße. Dann habe ich immer so, wenn ich Knoten im Haar hatte, habe ich die immer mit so einer Schere einfach rausgeschnitten und so. Genau. Also war schon auch sehr wild, wie ich da so unterwegs war. Genau. Und sonst, so im Laufe der Jahre habe ich noch Patchwork-Geschwister dazu bekommen und habe noch zwei Patchwork-Schwestern und zwei Patchwork-Brüder. Genau. Also eigentlich auch eine große Family. Und wir verstehen uns alle super. Das ist richtig schön. Also das ist ein großer Rückzugsort irgendwie mit vielen Menschen, die total supportive sind, die mich sehen wollen, genau, die Kontakt haben wollen. Ja, aber die sind eher so dann auch so im Laufe der Jahre dazugekommen, wie halt dann meine Eltern neue Partnerinnen gefunden haben.
SPEAKER_1
00:07:33
Lutz, was bedeutet es für dich, queer zu sein?
SPEAKER_2
00:07:38
Ich liebe den Begriff queer. Ich finde es ganz toll, den kennengelernt zu haben. Ich glaube, so lange habe ich den Begriff auch noch gar nicht mehr im Leben. Weil ich finde, genau, er kann für viele Menschen total unterschiedliches bedeuten. Und queer kann sich, glaube ich, bei mir auf viele Sachen beziehen. Also queer bedeutet irgendwie, okay, wen, wen liebe ich? Welche Menschen? Genau, finde ich anziehend, finde ich schön. Und dort bedeutet es einfach, ja genau, ich glaube, da ich halt ihn so das Gefühl habe, die Welt hat viele Gesichter und viele Geschlechter, dass ich eben auf alle Geschlechter irgendwie kann ich anziehend finden oder kann ich eine Beziehung zu aufbauen. Das bedeutet einerseits irgendwie queer für mich, dass es für mich nicht so ein Geschlecht gibt, irgendwie, das ich anziehend finde, sondern genau, Geschlecht sich irgendwie, Geschlecht sich verändern kann, merke ich auch an mir und nicht deswegen. Genau, Geschlecht vielleicht nicht so eine wichtige Kategorie ist im Dating. Und gleichzeitig ist es auch ein bisschen, finde ich, Bezug auf so Identität. Also ich würde auch meine Identität als queer bezeichnen, weil sie irgendwie nicht einer angeblichen Norm entspricht, die es in unserer Welt gerade gibt. Genau, und für mich ist der Begriff auch ein bisschen politisch, also weil ich auch ganz viel politisch damit arbeite, mit queeren Körpern, queere Menschen, queere Rechte. Genau, irgendwie ist da der Kampf für mich schon auch mit Inbegriffen in dem Wort.
SPEAKER_1
00:09:11
Magst du mir mehr über deine Arbeit mit diesem Wort erzählen?
SPEAKER_2
00:09:16
Ja, voll gerne. Ja, ich glaube, angefangen hat das eben, du hast es am Anfang auch schon erwähnt, viel mit dem Oben-Ohne-Kollektiv, also dass es irgendwie so darum ging, zu gucken. Ich glaube, es war so Germany's Next Topmodel oder so, es gab wieder irgendeinen Finale und ich saß halt so mit Freundinnen zusammen und wir waren so, was passiert da eigentlich und also das einfach aus so, dass mein Körper sexualisiert und dann daraus auch noch irgendwie Gewinn schlägt und das dann irgendwie bewertet und gut findet, da kamen irgendwie ganz viele Sachen für uns zusammen, die ganz schlimm waren. Ich kenne leider sehr, sehr viel zu viele Menschen, die sich unsicher in ihrem Körper fühlen, mich mit eingeschlossen, die immer irgendwie einen komischen Normen, wie ich auszusehen habe, zu kämpfen hatten, dass daraus irgendwie Krankheiten auch entstehen können. Also Trigger Warning kurz. Dass es halt auch mit so Ersterungen zusammenhängen kann und so. Und es ist so toll, einen Körper zu haben, der einfach für einen da ist, der funktioniert, der uns durch unser komplettes Leben trägt. Und wir sind die ganze Zeit damit beschäftigt, irgendwie den zu bewerten und den anders aussehen lassen zu müssen. Ja, das ist auf jeden Fall sehr anstrengend. Und das hat sich für uns irgendwie auch so ein bisschen kanalisiert in dieser Show. Irgendwie, man muss sich aussehen, man muss sich präsentieren. Leute sind vor liberäre Grenzen gegangen, mussten irgendwelche komischen Sachen machen. Und darauf hatten wir dann irgendwie auch keinen Bock. Weil zum Beispiel ja auch dann weibliche Körper, genau, weil ich halt Nippel hab und da hängt irgendwie noch Fettgewebe dran, sind die auf einmal nur da, um irgendwie sexy zu sein oder für jemand anderen irgendwie anziehend zu sein. Wo es ja eigentlich nur ein Körper ist, so und ich kann nichts dafür, dass ich diesen Körper hab. Und diese Sachen haben sich irgendwie so ein bisschen kumuliert und waren irgendwie so, okay, wir wollen irgendwas dagegen machen. Wie Körper geformt werden, wie Körper genormt werden, wie die ausgenutzt werden, wie die sexualisiert werden. Und dann haben wir uns einfach eigentlich in so einer Hoppla-Hop-Aktion haben wir so angemeldet, dass wir vor der ProSieben-Zentrale in München einen Protest machen wollen und sind dort mit relativ wenig Klamotten dann davor gestanden, um gegen diese Sexualisierung und diesen Konsum auch noch irgendwie einzutreten. Wir hatten alle auf unseren Bäuchen stehen, das ist Reality, not TV. Genau, für so alle Menschen, die Körperstruggles dadurch entwickelt haben und halt wahrscheinlich ihr Leben lang das irgendwie mitschleppen, dass sie nicht genug sind oder dass sie falsch aussehen und so. Und dadurch, ja daraus hat sich dann irgendwie so entwickelt, hey, das war total empowernd. Also es war total zusammenbringend, das hat uns total viel Mut gegeben, total viel Wut gemacht auch, ja einfach gemeinsam dort zu stehen und irgendwas tun zu können. Und klar haben natürlich alle Genres total dumme Fragen gestellt. Es ging die ganze Zeit nur um, oh ihr seid nackt und oh Gott und was passiert jetzt und die Kinder und so. Aber ja, es hat schon viel aufgewirbelt und das hat uns gut getan. Und daraus haben wir dann zu viert eben das Oben Ohne-Kollektiv gegründet, um so auch irgendwie Körpern eine Stärke zu geben, denen zu zeigen, hey wir können mehr, wir können alles sein, was wir wollen, ihr bestimmt es nicht, wir machen das worauf wir Bock haben. Und haben dann eben Oben Ohne Demos angemeldet, wo Menschen mit Brüsten Oben Ohne rumlaufen konnten. Ja, was auch deutschlandweit viral ging, also überall gab es Nachrichten, erste Oben Ohne-Demo in Augsburg, was übrigens Quatsch ist. Es gab natürlich total schon in diesen ganzen 70er, 80er Jahren natürlich total viele auch komplett Nackt-Demos und so. Also wir waren auf gar keinen Fall die ersten, die das gemacht haben. Ich meine, ja, politische Arbeitproteste gibt es, seitdem es Menschen gibt. Ja, aber das war irgendwie krass. Das hat eine große Schlagweite gegeben und genau am Anfang war es dann zum Beispiel auch total lustig, weil man ja erstmal auch Begriffe finden muss. Also ich glaube, wir haben wirklich Tage damit verbracht zu beschreiben, okay, welche Körper meinen wir denn, die sexualisiert werden, weil es sind irgendwie nicht Frauenkörper, weil es gibt Transpersonen, es gibt nicht lineare Personen. Ist es Flinter? Nee, irgendwie auch nicht, weil es gibt ja auch Transpersonen, die dann eben keine Brüste mehr haben oder haben wollen oder sich selber gar nicht mit Brüsten identifizieren. Ja, und dann saßen wir ewig dran und haben so drüber geklügelt. Und am Schluss ist einfach das Wort Menschen mit Brüsten geblieben, weil das einfach so die einzige Kategorie war, die wir dann noch irgendwie beschreiben konnten. Genau, und deswegen haben wir schon gemerkt, okay, unser Kampf ist auch für queere Körper, unser Kampf, der feministische Kampf, ist niemals nur ein Frauenthema. Es geht uns immer alle an. Alle sind damit betroffen, in irgendwelche Kategorien, in irgendwelche Normen reingesteckt zu werden. Und deswegen haben wir schon ganz früh gesagt, wir sind für queere Körper irgendwie zuständig in Augsburg und versuchen, die irgendwie den Immune zu geben, die wohlfühlen zu lassen. Und das war eine Riesenaufgabe, aber es war wunderschön. Wir haben ganz tolles Feedback bekommen, wie Menschen dann einfach sozusagen oben ohne durch die Stadt laufen. Es ist total aufregend, dass es irgendwie total intim ist. Und wirklich am Anfang, natürlich dürfen alle auch mit T-Shirt rumlaufen, auf jeden Fall. Alle sollen so kommen, wie sie sich wohlfühlen, wie sie sich gerade selber fühlen. Anziehen, ausziehen, anziehen, ausziehen, total egal, wie es dir gerade gefällt. Und es gab wirklich Leute, die waren am Anfang so, auf gar keinen Fall. Ich will unbedingt mitlaufen, aber ich kann auf gar keinen Fall oben ohne laufen. Und dann wirst du dann in diesen Prölk irgendwie mit 120 Menschen und die Leute nach paar Metern haben ihre Shirts weggeschmissen, haben total laut gejubelt, haben immer miteinander geschrien. Wirklich so Macke am Straßenrand. Wir sind auf die zu gerannt. Die sind sofort weggegangen und so. Weil die waren so, Gott, da laufen irgendwie 20 nackte Brüste auf mich zu. Und so was passiert hier und so. Also es war total toll. Es war ein total genialer Start. Es war sehr empowernd auch für mich irgendwie. Genau, weil ich damals auch schon wusste, irgendwas ist da mit meinem Gender. Und genau, Brüste sind total weiblich konnotiert. Und wie kann ich die haben? Wie kann ich die zeigen, ohne die ganze Zeit zu denken, Gott, Menschen stecken mich halt in eine Kategorie. Und dort irgendwie mitzulaufen, es war total egal, es war total egal, wer ich war. Wir hatten nur alle eben dieses Merkmal, aber ja, wir waren einfach frei für so einen Moment. Ja, und so hat das angefangen irgendwie, der Kampf mit dem Oben Ohne-Kollektiv, ja.
SPEAKER_1
00:15:57
Pass sehr gut zu meine nächste Frage. Wann hast du entdeckt, dass du queer bist?
SPEAKER_2
00:16:05
Ich glaube, ehrlich gesagt, ich hätte das schon früher wissen können. Aber ich kannte diese Kategorie halt nicht. Also ich habe schon sehr früh mit den verschiedensten Menschen hat man sich so geküsst oder mal so was ausgetauscht und hatte irgendwie eine starke Connection und Beziehung zueinander. Ich hatte auch schon mit weiblichen Körpern Sex und geschlafen. Aber irgendwie gab es in meiner Welt, gab es das halt irgendwie nicht. Es gab halt irgendwie nur diese hetero Beziehungen. Und dann habe ich halt noch andere Sachen mit anderen gemacht. Aber irgendwie, genau, dass ich das auch beschreiben konnte, ah, das ist ja wie, wenn ich eine Beziehung irgendwie zu einem Mann führe, gab es irgendwie diese Kategorie nicht. Also, sehr viel später habe ich dann gecheckt, ah, es gibt sowas, es gibt sowas wie Lesbischsein oder Bisexualität und Pansexualität. Das heißt, ich würde sagen, so richtig für mich entdeckt, habe ich es eigentlich erst vor so vier, fünf Jahren oder so, wo ich dann wirklich sagen konnte, ah ja, die Erfahrungen, die ich gemacht habe, dafür gibt es eine komplette Community. Da ist eine komplette Welt, die sich mir geöffnet hat. Davor dachte ich halt nur irgendwie, ja, das macht man halt mit Freundinnen so. Und auch mit den Freundinnen hatten wir, glaube ich, irgendwie kein Wort dafür. Genau. Und dann irgendwie durch so Aktivismus politisch werden, andere Freundinnen schafften, andere Menschen, die sich mir vorgestellt haben, mit denen ich da noch mal länger geredet habe. Ich habe einen Patenonkel, eigentlich so die einzige männliche Figur in unserer Familie, sonst die Männer waren immer weg. Es gab nur Frauen irgendwie und er ist zum Beispiel schwul. Und dann habe ich auch da irgendwann gecheckt, durch so Geschichten, die meine Mom erzählt hat, so okay, so da ist so, das ist irgendwie möglich. Genau, das ist irgendwie verschiedene Geschlechtergebnungen, man kann auf verschiedene Sachen stehen. Und erst dann konnte ich das, glaube ich, so einordnen, dass ich queer bin, obwohl eigentlich schon viel früher, also die Karten auf dem Tisch lagen. Aber ich hatte anscheinend nie irgendwie die richtigen Bezugspersonen, oder so, mit denen ich darüber reden konnte, die mir sagen konnten, ja guck mal, da gibt es ganz viele Sachen für dich, die kannst du entdecken und vielleicht kannst du dich so identifizieren. Genau, das kam dann irgendwie erst später. Auch dass ich das selber irgendwie verstehen konnte und einordnen konnte. Mir fällt gerade ein, also ich hatte auch Freundinnen, ich hatte auch lesbische Freundinnen, aber irgendwie habe ich das nie auf mich bezogen und so gecheckt. Ja, das habe ich ja auch schon ganz oft gemacht irgendwie. Ich weiß nicht, also irgendwie war da vielleicht auch einfach so eine Blockade drin oder so ein Ding von, nee, es ist jetzt gerade einfach irgendwie nicht mein Thema oder, ja, ich konnte es irgendwie noch nicht so ganz begreifen, glaube ich. Und hatte auch noch nicht so Zeit, mich mit mir auseinanderzusetzen. Genau, weil ich einfach schon mein Leben schon immer komplett voll gepackt war irgendwie mit Zeug. Und dass ich so Zeit für mich habe und mich so selber finden kann, genau, ist eigentlich noch gar nicht so lange her.
SPEAKER_1
00:19:16
Bist du mit queeren Role Models aufgewachsen?
SPEAKER_2
00:19:20
Also nicht so wirklich. Es war eigentlich, genau dadurch, dass ich irgendwie meinen Patenonkel hatte, war das auf jeden Fall ein Ding. Mein erster Crush war auf Pink. Das war irgendwie, siehst du, das war so Celebrity Crushes. Aber so richtige Queer Role Models, dass ich voll sagen kann, hey, mit dieser Person konnte ich dann voll viel lernen, fällt mir gerade irgendwie nicht so ein. Also auch, genau meine Family war immer total offen. Es war gar keine Frage. Ich glaube, die hatten auch immer Freundinnen in lesbischen Beziehungen oder Schulbeziehungen. Aber dass ich jetzt irgendwie eine nicht-binäre, genderfluide Person hatte, mit der ich wirklich so intensiv reden konnte. Sonst hatte ich nur immer so sehr starke Lesben einfach an meiner Seite. Und ich war immer so, ja, aber ich hatte ja auch schon mit anderen Menschen Liebe und so. Jetzt ist das wahrscheinlich nicht. Vielleicht habe ich mich aber auch einfach nicht getraut, also das zuzulassen, mich da mal reinzudenken. Genau, ich hatte irgendwie keine Worte dafür und konnte das dann erst sehr viel später, also jetzt wieder so aufrollen und mich zurück erinnern und so sehen, ah, my love, du warst schon richtig lange am Start, aber hast es irgendwie nicht für dich eingeordnet oder nicht da sein lassen. Ja, und das konnte ich eigentlich wirklich erst so durch so die politische Bubble und die Freundschaften, die man eben dort dann führt.
SPEAKER_1
00:20:50
Was würdest du gerne deinem jüngeren Ich sagen?
SPEAKER_2
00:20:55
Oh, ich würde so gerne so viel sagen, also du bist okay, bist okay so wie du bist, du bist nicht komisch, du musst dich nicht auch nur mit Männern zum Beispiel rumtreiben, weil ich mich dem halt total auch verbunden gefühlt habe. Also ich habe dann ganz viel eben auch mit so männlichen Freundeskreisen wie abgehangen, aber habe mich dort auch nicht wohl gefühlt, weil irgendwie haben sie nicht, waren sie nicht so feinfühlig wie ich oder hatten nicht ähnliche Interessen. Und habe so versucht dann in irgendwelche Gruppen zu passen. Und dass ich das einfach nicht tun muss und dass ich einfach ehrlich sein kann und dass meine Mutter ganz großartig ist und mir immer zuhören wird, egal was passiert, meine Schwester ist immer für mich da. Ich hätte mich glaube ich sehr viel gerne früher so geöffnet und hätte gerne darüber geredet, um irgendwie ja nicht so lange zu denken, dass ich irgendwie komisch bin oder ein Außenseiter oder ja und dass ich gut genug bin, dass ich nicht irgendwie aussehen muss, um akzeptiert zu werden. Und ich würde eigentlich gerne so einen Ausblick geben, auf so hey, du wirst in deinem Leben richtig coole Sachen machen, du wirst richtig tolle Freundschaften haben, du wirst dich sicher in dich selber fühlen irgendwann. Es gibt noch andere Menschen, die so sind wie du. Und allen ist nicht die komplette Welt. Es gibt noch mehr, es gibt noch mehr am Horizont. Ich würde auch sagen, bleib auch so ein bisschen wie du bist. Und es ist gut, dass du eine Ratzküre bist. Und dass du dir nicht alles gefallen lässt. Also genau, war auch nicht alles schlecht, finde ich, was ich als Kind so gemacht habe. Bin auch schon nackt durch den Kindergarten gerannt, weil ich nicht verstanden habe, warum man Klamotten trägt. Genau, also die Rebellin in mir war auf jeden Fall auch schon aktiv. Und ich glaube, alle Menschen haben auch so ein bisschen, so ein bisschen, hey, vor allem Queere, so hey, wer bin ich? Und wie mache ich das? Und wie erzähle ich das? Und da muss ich eigentlich sagen, habe ich auch schon, also durfte ich auch ganz viel positive Erfahrungen machen, jetzt dann eben als andere Menschen, die ganz andere Eltern oder Bezugspersonen haben. Ja.
SPEAKER_1
00:23:20
Lutz, wie wichtig ist dir Queerness in deinem Umfeld?
SPEAKER_2
00:23:24
Ich würde einerseits sagen, es ist mir sehr wichtig. Ich schätze Queerness total in meinem Umfeld, sich darüber auszutauschen, sich gegenseitig empowern, sich gegenseitig Liebe schenken können. Ich würde aber auch sagen, dass ich mich auch manchmal in nicht queeren Umfeld bewege oder nicht queeren Räumen, beziehungsweise nicht offen queeren Räumen, weil mittlerweile weiß ich eigentlich, in jedem Raum, in dem ich bin, sind kleine Menschen, die eigentlich queer sind. Es gibt so viele von uns. Aber wirklich so, ich würde mal sagen, so ein Community-Umfeld aus queeren Personen, die irgendwie da selber durchgehen, ist unglaublich heilend. Und unglaublich schön gerade für mich. Also das haben zu können, ich wüsste gar nicht, wie ich das anders irgendwie gerade leben wollen würde. Es gibt einfach so ein paar Sachen, die halt einfach dann einfacher zu verstehen sind, wenn ich mit anderen Menschen reden kann, die auch queer sind. Auch in meiner WG zum Beispiel sind sehr, sehr, sehr tolle Personen, die ich unendlich liebe. Wenn zum Beispiel auch eine Transperson dabei ist, eine Person, die gerade auch Gender hinterfragt für sich. Ja, wir sehen uns eigentlich jeden Abend und wir tauschen uns aus und wir kommen zusammen und wir können über unsere Probleme reden, über unsere Beziehungen, über unser Leben, über unsere Träume. Und das ist super wichtig gerade für mich und das finde ich richtig schön. Aber genau, ich bewege mich auch manchmal in Räumen, wo ich mir denke, okay, das ist jetzt vielleicht nicht der coolste Space, den ich kenne. Das ist trotzdem irgendwie okay. Aber genau, ich finde es auch manchmal lustig, dann in diese Räume reinzugehen, mit irgendwie Bein da tragen und die Leute sind so, okay, was geht hier ab und so. Genau. Und das kann ich machen, weil ich eben Community habe. Weil ich Menschen habe, die mir Sicherheit geben, weil ich mich sicher fühle, sicher fühlen kann in mir selbst durch eben Menschen, die mich unterstützen, die mich lieben. Dadurch kann ich dann auch in nicht-queere Räume gehen und Queerness präsentieren. Genau. Weil ich einen sicheren Rückzugsort habe und einen sicheren Hafen.
SPEAKER_1
00:25:32
Das ist auch meine nächste Frage. Hat das Wort Community eine Bedeutung in deinem Leben?
SPEAKER_2
00:25:40
Ja.
SPEAKER_1
00:25:41
Ja, auf jeden Fall.
SPEAKER_2
00:25:43
Boah, ich finde Community so geil. Ich würde auch sagen, dass ich das noch nicht so lange erfahren kann. Ob ich schon wirklich mal so krass Community miterlebt habe, dass ich wirklich sehr viele Menschen um mich habe, wo man sich gegenseitig einfach immer sieht und unterstützt, beieinander wohnen kann. Genau, also auch so, woher ich den Begriff kenne, auch zum Beispiel aus der Black Culture und so. Das gibt mir irgendwie noch mal ein anderes Gefühl von Community. Wenn ich Posts gucke, bin ich so wow, ihr seid Community. Deswegen würde ich schon sagen, auf jeden Fall gibt es hier halt eine Community im Sinne von es gibt voll viele queere Menschen, auf die ich mich beziehen kann, die für mich da sind. Wir gemeinsam Aktionen machen können, wir auf vielen Wegen miteinander verbunden sind. Aber ich würde fast sagen, das was ich gerade mehr spüre ist so eine sehr große Bandbreite an Freundschaften, an positiven Begegnungen, an vielen Räumen einfach, in denen ich super gut sein kann, wo ich weiß, da sind Menschen, die mit mir sind und ich bin mit ihnen so. Ich frage mich gerade nur, ob das Wort Community, ob ich da gerade zu hoch greife, wenn ich das sage. Aber ja, eigentlich habe ich schon, also ziehe ich alles aus diesen Räumen und aus diesem Wissen und aus diesem Austausch und füreinander Dasein.
SPEAKER_1
00:27:08
Was tust du gerne?
SPEAKER_2
00:27:10
Also ich mache eigentlich schon ziemlich viel. Das mache ich auch gerne. Ziemlich viele unterschiedliche Dinge gleichzeitig. Ja, ich könnte so ein bisschen, ich glaube, ich ziehe jetzt meine Standbeine auf und dann sage ich, was ich darin tue. Also so genau, okay, mein großes Standbein, was man glaube ich jetzt auch schon merkt oder weiß, ist, dass ich viel politische Arbeit mache. Da habe ich gerade eben genau mit anderen sehr süßen Mäusen ein Awareness-Verein gegründet, um Awareness irgendwie weiter zu treiben, ins Nachtleben zu integrieren, irgendwie auf Veranstaltungen zu integrieren, auf Demos, ITC und eben das Queer Feministische Bündnis, wo wir einfach jetzt diese kleinen Gruppen, also das Oben Ohne-Kollektiv zum Beispiel oder der F-Strike in Augsburg, wo sich einfach Gruppen zusammengetan haben und gesagt haben, hey, wir wollen einfach gemeinsam in der Struktur arbeiten, um irgendwie Covers zu sparen, irgendwie größere Sachen auf die Beine stellen zu können. Das, würde ich sagen, ist gerade voll wichtig in meiner politischen Arbeit. Sonst genau bin ich, wo wir hier auch gerade sind, im City Club voll aktiv. Wir chillen hier gerade in unserem Backstage. Und genau, das ist einfach halt auch voll cool, weil es irgendwie halt so die einzig kollektiv verwaltete Club- und Kultursache oder Club-Sache hier irgendwie ist in Augsburg, die ich so kenne und so, der ich Zugang habe. Und das finde ich irgendwie ultra geil, dass ich halt so ganz oft ist ja politische Arbeit eher so für die, also von Linken für Linke, so dass man sich irgendwie so eigene Strukturen aufbaut, was ultrawissig ist, was ich super finde. Aber ich finde es eben auch mega hier einfach diesen Ort, der so öffentlich ist, auch mitgestalten zu können, eben mit diesen linken Themen Awareness hier reinzubringen. Unsere Orga irgendwie stabiler zu machen, unsere Struktur stabiler zu machen. Und so auch irgendwie voll so in die Gesellschaft wirken zu können und nicht immer so für sich selber irgendwie vor sich hin arbeiten. Genau, deswegen finde ich City Club auch ziemlich cool. Und auch, dass alle Leute Bock darauf haben. Genau, und ich so das Gefühl habe, hier kann man sehr gut mehr werden, auch weil man eben so eine gute Außenwirkung hat. Sonst mache ich eben noch Theater. Das war auf jeden Fall auch ein sehr, sehr großes Thema, auch in meiner Jugend und ich habe ganz viel. Ich war bei so einem Verein, wo man halt so vorbereitet wird, irgendwie eine Musical-Ausbildung anzufangen. Also ich habe ganz viel Gesang gemacht, Ensemblegesang, Schauspiel, Tanz, alles Mögliche. Habe ich wirklich, hat sehr viel Zeit in meiner Jugend eingenommen, bis ich dann irgendwann gecheckt habe, dass ich das nicht machen will. Genau, weil da auch leider ganz viel dran hängen mit so Körperbild. Wie sehe ich aus? Wie präsentiere ich mich? Alter, ich bin mit 14 in irgendwelchen engen Kleidern und Strappse und hohen Hacken irgendwie auf die Bühne gegangen. Wir dachten alle, das ist total geil. Genauso soll es sein irgendwie. Also auch nicht so eine gute Zeit irgendwie. Und dann habe ich eben, meine Mutter ist Schauspielerin. Und auch im künstlerischen Leitung jetzt in dem Theater. Und deswegen hatte ich halt schon immer einen Zugang zu Schauspiel. Und genau, dann habe ich mich irgendwann darauf fokussiert. Und jetzt spiele ich einfach schon seit sehr vielen Jahren. 2018. Ja, seit sechs Jahren jetzt dort ungefähr. Genau. Also Schauspiel ist einfach auch ein richtig, richtig schöner Beruf. Ich finde, alle Menschen sollten vor allen Dingen auch in Kindesalter mehr Schauspiel machen können. Weil man kann sich ausprobieren. Man kann in andere Rollen schlüpfen. Das hat mir so viel gegeben, auch mal andere Rollen zu spielen. Dann habe ich halt immer so diese Butchie-Rollen gespielt, Burschikose-Rollen, weißt du? Weil dort konnte ich es irgendwie machen und das war okay. Man konnte es sich ausprobieren. Und ich durfte einfach einen Bart tragen und niemand hat was gesagt. Das war einfach eine Rolle. So. Also ich glaube Theater wäre auch super toll für Kinder, einfach um sich ausprobieren zu können, ohne dass jemand einen irgendwie judget und du musst so sein und so und so. Genau, deswegen Theater ist auf jeden Fall auch ein großer Teil. Finde ich auch super für so politische Arbeit. Also ich versuche auch immer alle meine Sachen so ein bisschen irgendwie zu kombinieren und ineinander zu matschen. Und ich studiere noch irgendwie so nebenbei. Genau, Sozialwissenschaften, wie es halt alle Linken machen. Genau, hier in Augsburg. Und das sind so die Sachen, die ich mache. Und währenddessen halt noch irgendwie, genau, Community Work, Self-Care. Also Self-Care und Community gehört ja auch irgendwie zusammen, finde ich, dass man guckt, wie geht es mir selber, wie geht es anderen. Genau, Zeit haben für Freundschaften, für Familie. Genau, das sind so irgendwie viele Sachen, die ich mache. Und was war die Frage?
SPEAKER_1
00:32:00
Das war genau das. Was tust du gerne?
SPEAKER_2
00:32:04
Sonst trinke ich sehr gerne Kaffee und ich rauche sehr viel. Ich weiß nicht, ob Ronstrack an meiner Stimme hört, aber genau. Ich mache auch gern Quatsch. Ich bin sehr gerne, sehr da im Raum. Ich bin mal quietschig, mal total leise. Ich drücke mich gerne aus. Manchmal habe ich gerne Debatten. Ich bin gern rotzig und ich bin irgendwie gerne da für Menschen.
SPEAKER_1
00:32:30
Was und wer inspiriert dich?
SPEAKER_2
00:32:35
Ich glaube, was mich immer am Laufen hält und was mich immer weiterbringt, ist, dass wir schon immer kämpfen. Also, dass einfach so Menschenrechtskämpfe, feministische Kämpfe, Transpersonen, wir sind schon immer da. Und ich habe so das Gefühl, ich kann einfach so in diese, es gibt schon einen richtig krass breit aus so getretenen Weg, den so viele Menschen schon gegangen sind und so viel ermöglicht haben. Und da reihe ich mich so ein bisschen ein, habe ich das Gefühl. Und ich gehe einfach mit anderen diesen Weg zusammen irgendwie weiter. Wir drehten den immer breiter aus, machen ihn immer stabiler. Ich glaube, das inspiriert mich am meisten, einfach so zu wissen, ich bin nicht allein. Es gab so viele tolle, krasse Menschen einfach schon, die so wunderbare, wunderbare Menschlichkeit irgendwie in diese Welt gebracht haben. Und mir ermöglichen gerade hier zu sitzen und zu sagen, dass ich genderfluid bin, so das bringt mich zum weinen. Das inspiriert mich total. Und sonst würde ich sagen, ganz classic, ich glaube, ich habe es schon jetzt tausendmal erwähnt, aber es sind einfach die Menschen in meinem Umfeld. Es sind einfach so tolle Menschen, wo ich weiß, wir kämpfen füreinander, wir kämpfen international. Einfach für Normalität habe ich eher das Gefühl. Einfach so, dass wieder Menschen einfach leben können. Manchmal sage ich den Spruch, für ein sicheres Leben für alle, das ist für mich manchmal unvorstellbar. Dass einfach jeder Mensch aufwachen kann, sich sicher fühlt, das tut, was er möchte, was ihm gut tut. Und einfach nie Angst haben muss, morgens aufzustehen, weil Krieg ist oder Katastrophe oder Menschen nicht sich selbst ausleben können, weil es einfach LGBTQ-Plus-Rechte gibt, die einfach so eingeschränkt werden oder weggestrichen werden. Und ich glaube, das treibt mich an, das inspiriert mich, dass Menschen irgendwann einfach aufwachen können und sie fühlen sich sicher in dem, wie sie sind und was passiert und was vor ihnen liegt. Das wäre irgendwie so eine Vision, die mich am Laufen hält.
SPEAKER_1
00:34:59
Wow.
SPEAKER_2
00:35:00
Falls ihr zwischendurch mal was hört, kann es vielleicht sein, dass wir gerade noch im City Club Geburtstag sind und das Menschen üben. Aber wir hoffen, es ist nicht so laut. Genau.
SPEAKER_1
00:35:10
Werden wir sehen. Wir haben schon gesagt, du bist in der queer-feministischen Szene sehr engagiert. Wie kamst du zum Aktivismus?
SPEAKER_2
00:35:20
Das ist eigentlich auch eine sehr lustige Geschichte. Also ich habe, glaube ich, schon ein früher aktivistisches Zeug gemacht und ich wusste gar nicht, dass Aktivismus ist. Ich habe mir zum Beispiel so Patches genäht, wo drauf stand, kein Platz für Rassismus. Und habe die so überall hingehangen und hingenäht. Da wusste ich noch gar nicht, dass das so ein Ding ist. Oder wenn ich mit Menschen unterwegs war, die sie als POC oder so bezeichnet haben, POCs waren, und zum Beispiel die Bullen vorbeigefahren sind, da war es ganz klar, dass ich sofort nach vorne gehe als weiße Person. Und dort irgendwie einzustehen, falls Sachen irgendwie passieren. Aber da war es halt voll noch auf so einer irgendwie persönlichen Ebene und auf irgendwie so Alltag bewältigen. Und aber so richtig in so die politische Szene bin ich eigentlich durch Zufall gerutscht. Ich war bei einem Gspusi in Stuttgart und sind irgendwie morgens aufgestanden und der Mensch meinte so, hey, heute ist irgendwie Demo gegen AfD. Und ich war so, ja, perfekt, auf jeden Fall, lass hingehen. Und wir gingen zu dieser Demo und auf einmal hieß es, rennen. Und ich wusste überhaupt nicht, was passiert. Und ich bin einfach losgerannt und sofort ist eine ganze Masse ist irgendwie so losgerannt in eine Richtung. Wir sind halt so vor den Kops weggelaufen und wir haben Eingänge blockiert von Menschen, die ja gerade so ein Treffen hatten, irgendeinen Scheiß-AfD-Treffen, irgendeine Veranstaltung. Und dort haben wir die Eingänge blockiert, um die halt zu nerven und damit nicht mehr reinkommen. Und es war total geiler Adrenalinkick. Und mir hat's ultra Bock gemacht. Ich war sofort gecatcht. Ich war so, alter, wie geil ist das denn? Ich hab mich total handlungsmächtig gefühlt und nicht immer so ohnmächtig. Und ich mach irgendeine Demo und das erreicht eh niemand. Und oh Gott, was mach ich hier eigentlich? Sondern ich hab mich total gefühlt, als könnte ich jetzt gerade die Welt bewegen. So. Und dann irgendwann später hab ich dann gecheckt, okay, ich war halt einfach im schwarzen Block. Ohne es zu wissen. Genau. Und so bin ich irgendwie zur Szene gekommen. Und dann bin ich wieder zurück nach Augsburg gekommen und hab eben versucht, dem Klimacamp irgendwie Anschluss zu finden. Und so kam das dann irgendwie ins Rollen.
SPEAKER_1
00:37:37
Mit deinem DJing-Projekt Femme Fatale spielst du feministischen Traprap-Songs. Magst du kurz erzählen, was Traprap ist und wer deine Lieblings-Künstlerinnen sind?
SPEAKER_2
00:37:50
Ja, voll gerne. Genau, mit so DJ-Mit so Auflegen hab ich irgendwie so von einem Jahr angefangen oder so. Und ich leg halt eigentlich total andere Mucke auf, genau, als ich es sonst gewöhnt bin, im Club zu hören. Wir sind ein Techno-Club, hier läuft irgendwie alle möglichen verschiedenen elektronischen Musiken zusammengemischt. Aber ich persönlich hör halt total viel Hip-Hop, was man eigentlich gar nicht hier hört. Und so Hip-Hop, Rap und dann gibt es halt Trap, was so ein bisschen so noch mal schnellerer Hip-Hop ist oder mit anderen Beats auch. Oh Gott, ich glaube, ich kann es gar nicht gut erklären. Aber ich glaube, es ist irgendwie auch eine Richtung von Rap, die sich einfach weiterentwickelt hat. Genau und ich höre eben so ganz viel, was mich selber total empowert, was ich merke, was auch andere total empowert, eigentlich so feministischen, entweder so aggressiven Rap oder einfach so coole Musik, schöne Musik, wo man sich gut mitfühlen kann, die einen selber gut fühlen lässt, ein bisschen sexy fühlen lässt auch in seiner Sexualität. Und wir brauchen keine Männer und so. Und ich hatte einfach dann ganz viele Freundinnen, die immer gesagt haben, hey, wir hören so gerne deine Musik. Also ich habe doch dann immer die Playlist gemacht für die Demos und so, dass sich Leute wirklich irgendwann auch gefragt haben, hey, warum kannst du nicht mal einen Abend spielen? Und ich war immer total aufgeregt und war so, Gott, ich kann das doch nicht machen, hier in diesem wirklich High Class, irgendwie Techno-Schuppen jetzt irgendwie hier so Hip-Hop auflegen. Und habe das dann aber gemacht und das ist ultra toll. Und genau diesen Namen habe ich irgendwie genommen. Ich kannte den eigentlich aus der Kunstszene Femme Fatale, Femme Fatale, wo eben so gescheiterte Männer oder Männer, die abgewiesen wurden von irgendwelchen Frauen, dann sozusagen die Frau so dargestellt haben, also das Böse und die abtrünnigen und die wollen uns irgendwie verführen und dann lassen sie uns fallen und so. Und wahrscheinlich einfach nicht klargekommen sind auf Trennungen oder so und dann sie im ganzen Genre aufgemacht haben an, boah wir verteufeln die Frau und die ist ganz schlimm und was sie alles tut und das ganze Ding noch mit Hexentum und so. Und das fand ich irgendwie so funny, dass auch natürlich einfach zu der Zeit es total ging. Und alle so waren, oh ja toll, da machen wir ein ganzes Genre draus, dass irgendwie Frauen kacke sind. Dass ich unbedingt diesen Namen irgendwie reclaimen wollte. Und ich es auch lustig fand, weil es halt ein total, also da steckt ja schon der Name Femme drin. Und ich dachte auch so, okay, ich kann jetzt auch mal wieder ein Projekt machen, wo ich nicht nur total irgendwie erst auf der Butch-Seite bin. Also Butch, vielleicht erkläre ich das auch kurz. Sehr gerne. Es gibt sozusagen für weiblich sozialisierte oder weiblich hingerichtete, abgerichtete Menschen, gibt es so verschiedene Bezeichnungen einfach auf dem queeren Spektrum. Und du kannst eben entweder dich total Femme kleiden, also sozusagen was weiblich gesehen wird in dieser Gesellschaft anziehen und Röcke und lange Haare und ganz viel Glitzer und so. Und das ist dann eben sehr Femme irgendwie behaftet. Und auf der anderen Seite gibt es halt dann so Masks, also dass man sich eher sehr männlich zeigt, total männlich rumläuft. Und eine Form davon ist halt auch Butch, also dass man sich einfach sehr männlich anzieht und halt Lesbe ist und mit Caps rumläuft und mit weiten Hosen und so. Und das ist auf jeden Fall so, wie ich will ich sagen, oft rumlaufe. Und deswegen fand ich es irgendwie geil auch in diesem DJ Projekt dann nochmal in die komplett andere Richtung zu gehen. Und da ziehe ich auch natürlich jedes Mal an, was ich will, aber schon auch gerne dann irgendwie, keine Ahnung, durchsichtige Sachen oder mit Leder oder genau, was Leute als Femme bezeichnen würden und das dann irgendwie so komplett übertreiben. Das finde ich irgendwie auch ultraspannend. Und genau, mit dem DJ Projekt wollte ich einfach so ein bisschen für meine Flinter-Girls irgendwie so Support geben, dass die auch irgendwie einen Ort haben, wo man tanzen kann, wo man mal abgehen kann und habe dann eben auf dem Flinter Rave, hier im CC, erster Flinter Rave, letztes Jahr gespielt, 2023. Genau, und so hat es irgendwie angefangen. Und ich hatte natürlich total Angst. Ich habe auch jetzt immer noch total wenig so, Gott, niemand will das hören. Und was mache ich hier nur? Ich kriege nur positive Rückmeldungen. Leute freuen sich total, dass ich das mache und am Start bin. Genau, und so hat sich das irgendwie entwickelt. Genau, und es ist halt so ein bisschen auch Flinter-Artists irgendwie sharen, Leuten, die beibringen. Alle zwei Songs kommen Leute nach vorne und sind so, oh mein Gott, was war das für ein Song? Kannst du mir das geben? Und so. Dann versuche ich immer so Playlists zu erstellen, damit alle Leute die Songs hören können. Es gibt unglaublich viele geile Queer-Artists, die ich hard fire. Eigentlich spiele ich gerade richtig gern Cobra. Mensch macht auf jeden Fall so, ja, schon auch sehr so Fire-Sound und mehr BPM als sonst. Also Beats per Minute heißt einfach so schnellerer Sound, schnellerer Musik und auch total geile Texte einfach. Feminine Energy bringt dieser Mensch in den Raum. Genau, Cobra lege ich gerade richtig gerne auf.
SPEAKER_1
00:43:26
Am 31. März ist der internationale Tag der Transsichtbarkeit. Ist in deinen Augen Queer- bzw. Transsichtbarkeit ein Privileg?
SPEAKER_2
00:43:39
Ja, total. Ich glaube, das war auch das, was ich vorhin meinte, dass ich hier sitzen kann und das einfach so sagen kann. Und wir jetzt in diesem Moment, in diesem Raum, keine Angst haben müssen. Natürlich ist was anderes, wenn wir auf der Straße sind. Dort erfahren wir immer noch Gewalt. Ich finde es super krass, es gibt manchmal Menschen, die an Orten, wo es einfach eine Todesstrafe gibt, auf Queer sein, trotzdem auf die Straße gehen und für sich einstehen. Deswegen ist es in diesem Sinne ein Privileg, dass wir darüber reden können und nicht mit einer direkten, so krassen Konsequenz rechnen müssen. Genau deswegen ist es auf jeden Fall ein Privileg. Aber genau, ich möchte auch hervorheben, dass Menschen, die dieses Privileg nicht haben, genauso rausgehen und irgendwie laut sind. Genau, die einfach mal den kompletten Respekt und Liebe verdient haben. Das finde ich ultra krass. So krass, wie sich das Menschen trauen. Das finde ich total herausragend. Vielleicht auch manchmal einfach, weil sie keine andere Wahl haben. Wir haben gerade sozusagen das Privileg, obwohl wir natürlich eigentlich wollen, dass das ganz normal ist.
SPEAKER_1
00:44:55
Du und ich hatten letztens ein Gespräch über Diskriminierung von Transpersonen im Dating-Kontext. Da fehlen Awareness, Feinfühligkeit und Achtsamkeit enorm. Hast du heute Kapazitäten hier über deine Erfahrungen zu berichten?
SPEAKER_2
00:45:15
Ja, ich glaube schon. Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich habe so das Gefühl, ich muss erstmal einordnen, dass ich von außen auf jeden Fall weiblich gelesen werde oft. Genau, und ich deswegen wahrscheinlich andere Erfahrungen mache als vielleicht Trans- oder Anbies, die männlich gelesen werden. Aber es gab auf jeden Fall schon Momente, wo ich mich nicht getraut habe, manchmal bei Personen zu sagen, dass ich mich als transidentifiziere oder als genderfluid oder irgendwie als queer. Es ist auch ein bisschen schwierig, das mit Menschen zum Beispiel zu machen, die dir klar sagen, hey, ich bin lesbisch. Und dann stehe ich vor, dann bin ich so, okay. Was ist aber, wenn ich mich manchmal nicht als Frau fühle? Wie kannst du dann irgendwie zu mir stehen? Dass das auf jeden Fall ein Thema ist. Aber genau, ich musste zum Glück eigentlich noch nicht so viele Erfahrungen damit machen. Aber im Dating fehlt da unglaublich krass auch Achtsamkeit. Ich würde mir total gerne wünschen, dass andere Menschen das auch mal ansprechen und eine Tür öffnen. Hey, wie identifizierst du dich? Hey, so sehe ich das? Oder dass Menschen vielleicht auch dann zuerst mal fragen, weil ich habe immer das Gefühl, ich muss irgendwie dieses Thema auf den Tisch bringen. Genau, und dann habe ich manchmal einfach schützt, das zu sagen, weil ich irgendwie weiß, okay, ich bin davon betroffen. Es könnte sein, dass Menschen, genau, es gab auch schon Menschen, die deswegen halt gesagt haben, okay, das checke ich nicht oder das will ich nicht oder ja, keine Ahnung, will aber nicht mit einem Mum zusammen sein und so. Genau, aber ich finde es auch irgendwo, ich habe auch immer, vielleicht habe ich auch immer ein bisschen zu viel Verständnis, aber ich finde es okay, wenn du doch nie irgendwie damit Kontakt hattest und du weißt irgendwie nicht, was das ist oder wie das funktioniert. Dann sag einfach in einem Gespräch, hey, du bist toll, so wie du bist. Ich mag dich total gerne. Ich werde mich voll gerne informieren und dann treffen wir uns noch mal oder so, aber du bist toll, so wie du bist. Das würde ich mir manchmal ein bisschen wünschen, dass Leute, wenn sie das nicht checken oder nicht kennen, nicht in so eine natürliche Abwehrreaktion gehen und dann so, okay, voll komisch, keine Ahnung, habe ich keinen Bock, jetzt irgendwie da so eine komplizierte Beziehung aufzubauen. Genau, sondern eher vielleicht in so einen Austausch treten, sie vielleicht auch mal informieren und auch sensibel mit mir umgehen. Aber genau, ich musste auch zum Glück eben noch nicht so viele Erfahrungen damit machen und nicht so tiefe, weil das waren eher so, okay, man trifft sich random an einem Abend und dann kommt das irgendwie hoch. Weil ich glaube, die Beziehungen, die ich tief geführt habe, sind natürlich mit Menschen, die irgendwie cool damit waren oder offen dafür waren und toll damit umgegangen sind. Also großes Dankeschön da an alle. Aber ja, ich hatte auf jeden Fall schon Beziehungen, wo ich mich nicht getraut habe, zwar meistens mit CIS-Männern, das zu sagen. Oder zu sagen, hey, ich würde das gerne mehr rausfinden. Das bin ich, das ist ein Thema. Ich merke, das kommt immer mehr hoch. Und ich habe mich da nicht getraut, das anzusprechen. Genau, weil ich einfach nicht das Gefühl hatte, Menschen öffnen mir die Tür oder sehen irgendwie, was gerade bei mir abgeht. Oder wenn ich so versucht habe, man versucht das dann immer so ein bisschen anzuteasern durch so andere Fragen. Oder man schickt mal ein anderes Video und sagt so, hey, was denkst du dazu? Und dann kommt irgendwie halt immer nur so, ja, keine Ahnung, check ich alles nicht, so bin ich mein Thema. Du machst auch das mit dem Queer-Feminismus so. Das ist schon hart. Also an alle genau informiert euch einfach, wenn ihr darauf Lust habt. Und man kann nicht immer alles über alles wissen. Ich weiß auch nicht alles über alles. Aber genau, fragt vielleicht mal eure Menschen, ob sie irgendwas in sich spüren, was sie vielleicht noch entdecken wollen. Entdeckt das gemeinsam, lasst Raum irgendwie dafür. Genau, weil ich glaube, ich konnte das auch ganz lange nicht entdecken, weil es irgendwie, ja, wenn ich das angesprochen habe, in Beziehungen irgendwie nicht so gut ankam oder Leute das nicht verstanden haben. Und jetzt so seit zwei Jahren kann ich so Erfahrungen machen, in hey, ich fühle mich natürlich auch schon jetzt irgendwie stabiler in mir. Ich gehe direkt so rein und lege die Karten auf den Tisch, wo ich bin. Leute lieben mich dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Ich finde, jetzt wird das schon immer besser und so. Aber man merkt es ja an ganz vielen Punkten. Allein, wenn ich Leute begrüße, ich sage, ich bin Lutz und die Leute sind so, was? Wie heißt du? Warum hast du so einen Namen? Hast du den dir selber gegeben? Also es ist irgendwie ja, es ist einfach tagtäglich irgendwie dabei. Bei Datingerfahrungen, genau, habe ich eben halt so ein bisschen schon Rejection gemerkt und einfach halt so auch in letzten Beziehungen gemerkt, ich konnte mich dort einfach nicht öffnen und nicht ausleben. Das ist auf jeden Fall ein bisschen schade. Da fehlt voll Feinfühligkeit und so. Und genau, man kann nie alles wissen, aber fragt einfach süß und sensibel nach. Und ich bin wirklich die letzte Person, die sagt, nö, das erkläre ich dir nicht oder so. Weil ich es ja selber auch erst noch neu gelernt habe, sozusagen noch nicht so lange weiß. Ja, genau, also einfach so ein bisschen Sensibilität. Wenn ihr so eine Abwehrreaktion auch hattet, dann mit irgendwie, das finde ich ja irgendwie komisch oder das check ich nicht oder so. Oder dann machen sie so einen Witz darüber oder so, das ist auch ganz komisch. Ihr könnt auch am nächsten Tag noch mal kommen und sagen sorry. Manchmal hat man einfach eine Abwehrreaktion. Hey, wenn ihr am nächsten Tag kommt und sagt, hey, das war so blöd, was ich da gemacht habe, es tut mir voll leid, dann komme ich damit auch viel besser klar und fühle mich nicht irgendwie so zurückgedrängt. Und man fühlt sich wieder so nervös als Kind. Ich bin irgendwie komisch, was mache ich hier? Man findet keinen Anschluss. Also es wird dann irgendwie immer wieder so angepiekst, dieses Fach, wenn Leute so weird reagieren. Wir lernen unser ganzes Leben lang, es ist okay. Aber Dating ist auf jeden Fall ein Ding in dieser Gesellschaft.
SPEAKER_1
00:51:35
Vielen, vielen Dank, dass du deine Erfahrung hier teilst.
SPEAKER_2
00:51:39
Ja voll. Ich glaube, ich habe so viel geteilt, wie ich gerade kann.
SPEAKER_1
00:51:43
Danke dafür.
SPEAKER_2
00:51:45
Ja.
SPEAKER_1
00:51:46
Wie kann ich als TIS-Person eine bessere Verbünde dafür, trans Menschen sein?
SPEAKER_2
00:51:52
Ich glaube, es geht einfach um einen ganz ruhigen Umgang. Wenn du die Pronome von dem Menschen nicht weißt, frag einfach nach. Es gibt so tolle Erklärvideos, auch über so Nicht-Binerität zum Beispiel oder Gender Fluidity. Wenn ihr da wirklich Bock drauf habt, nehmt euch einfach mal Nachmittag Zeit. Es gibt auch oft in Städten oder online, finde ich, tolle Workshops, die Leute einfach for free geben. Wie kann ich irgendwie mehr Ally sein? Wie kann ich irgendwie mal supportive sein? Was gibt es für Pronomen? Wie finde ich das raus? Wie benutze ich die dann auch? Was ich auch toll finde, ist zum Beispiel, das ist total einfach und ich glaube, viele aus der Szene versuchen das schon. Aber wenn man sich vorstellt, zum Beispiel einfach schon mal Pronomen zu sagen, weil dann bin ich echt diejenige oder derjenige, der das machen muss, so hallo, ich bin Lutz, ich benutze alle Pronomen. Genau, seid sensibel, fragt süß nach, wenn ihr Fragen habt. Fragen über so Intimität oder wie mein Körper aussieht, sind vielleicht Fragen, wie man nicht einfach so stellt, nicht in einem öffentlichen Kontext. Wartet einfach, bis Menschen dann auch auf euch zukommen. Das finde ich auch irgendwie schön. Also, wenn ich Lust habe, dir etwas zu erzählen von mir und über Struggles oder allgemein oder Krankheitssachen, die ich schon hatte, wartet einfach auf die Menschen, bis sie auf euch zukommen und euch selber davon erzählen. Genau, und davor könnt ihr einfach nur versuchen, einen sicheren Rahmen zu schaffen, zu zeigen, dass ihr euch vielleicht für dieses Thema interessiert oder ihr total offen seid für dieses Thema. Teilt Sachen, werdet laut, genau, seid auch irgendwie sichtbar im Internet. Versucht mit euren engen Bezugspersonen darüber zu reden. Genau, so vielleicht.
SPEAKER_1
00:53:48
Was wünschst du dir für Transpersonen in der Queer-Community?
SPEAKER_2
00:53:53
Genau, es gibt unendlich viele verschiedene Transpersonen. Ich würde jetzt mal so ein bisschen für genderfluid envies irgendwie oder nicht veneerisch sprechen. Ja, ich wünsche mir auf jeden Fall, eigentlich finde ich die Queer-Community in Augsburg super. Also ich finde, sie tun schon total viel für für uns, für unsere Sichtbarkeit. Sie versuchen, auf Sprache zu achten. So ein bisschen mehr würde ich mir wünschen, genau, dass wir allgemein wegkommen von diesem, es ist irgendwie ein Frauenthema nur, weil es eben irgendwie uns alle betrifft. Alle Körper mit einem beziehen. Wir versuchen gerade auch immer mehr, so eine intersektionale Ebene zu vertiefen und reinzuschlagen und da irgendwie auch zu sehen, ok, zum Beispiel auch trans sein und wir werden über unsere Körper bestimmt, wie die aussehen sollen. Es gibt so viel gender-affirming-care, die cis Menschen einfach so machen können. Brustvergrößerungen, Brustverkleinerungen, Gesichtsangleichungen und so und das ist gar kein Problem und kaum will das irgendwie eine Transperson machen oder ich will das machen. Gibt's einen Riesenaufschrei und unsere Rechte werden uns weggestrichen und wie das alles so eigentlich so ein Kampf ist, wie so Transrechte eingeschränkt werden, wie von Menschen, die zum Beispiel gebären können, dass eingeschränkt wird, wann sie gebären und wann nicht, wann sie ein Kind haben wollen und wann nicht, dass der Starter irgendwie darüber entscheiden will, was ich mit meinem Körper tue. Da würde ich mir, glaube ich, wünschen, dass wir diese intersektionale Komponente genau irgendwie noch geiler hervorheben und wirklich auch gucken, hey, keine Ahnung, wo haben wir denn auch Connections irgendwie? Wo sind denn gerade irgendwie Kämpfe, die wir stark machen können, die wir groß machen können, die wir irgendwie verknüpfen können? Genau, also da einfach diese Parallelen sehen und sehen, hey, das ist ein Kampf von uns allen. Also antifaschistisch geht nur queerfeministisch. So, Faschismus ist so patriarchal einfach. Und um das anzugehen, müssen wir irgendwie genau gemeinsam diese Kämpfe sehen.
SPEAKER_1
00:55:54
Wie ist es für dich, als queer Person in Augsburg zu leben?
SPEAKER_2
00:55:59
Gibt irgendwie viele mögliche Antworten auf diese Frage. Also ich finde es hier eigentlich gerade ganz schön, aber ich bin natürlich auch super privilegiert, habe eine unglaublich schöne Community mir aufbauen können und Freundschaften, die irgendwie da sind und das unterstützen. Man kann sogar noch manchmal neue queere Menschen kennenlernen. Manchmal habe ich das Gefühl, man ist irgendwie dann in einer Stadt, in einer Bubble und irgendwann ist es so okay, man kennt irgendwie alle Leute. Aber es kommen auch immer wieder Menschen dazu, das finde ich irgendwie sehr schön. Es gibt jetzt noch nicht so viele, würde ich sagen, explizit irgendwie queere Orte und Sachen, wo man nicht austauschen kann. Aber irgendwie finde ich das auch ganz angenehm, dass ich das Gefühl habe, es gibt jetzt so kleine Angebote und Stammtische. Und es gibt auf jeden Fall halt eine coole und starke Vernetzung innerhalb der queeren Community. Und genau, manchmal bin ich von zu großen Sachen, glaube ich, auch überfordert. Und wenn ich dann irgendwie in einer anderen Stadt bin und es gibt an einem Abend irgendwie 25 verschiedene Sachen, wo ich hingehen könnte, dann bin ich überfordert. Und hier weiß ich auch, okay, in Augsburg macht es irgendwie Kaffee oder so, geil, da kann ich hin. Da gibt es eben ein Event, ich treffe Menschen, die ich schön finde, die ja genau irgendwie so einen ähnlichen Vibe haben wie ich. Und dass ich so das so ein bisschen anfange auch zu diversifizieren. Ich habe richtig Lust, auch für TIN-Menschen irgendwas anzubieten, also TIN, Trans, Inter und nicht-binär. Wird manchmal so als einen Schirm genannt. Dafür dann vielleicht Angebote zu schaffen und dass es sich so langsam so ein bisschen rausentwickelt, finde ich einerseits genau verschönen. Andererseits ist es bestimmt auch sad, weil manche Menschen sich vielleicht noch nicht repräsentiert fühlen oder noch nicht das Gefühl haben, sie an irgendeinem Ort, wo sie einfach hingehen können. Also ich freue mich unglaublich, wenn wir das schaffen, ein queeres Zentrum einfach mal aufzustellen, damit es einfach so eine zentrale Anlaufstelle gibt für Menschen. Und dort gibt es dann verschiedene Angebote und so. Genau, deswegen so ein bisschen zweigeteilt. Einerseits finde ich es schön, dass Sachen sich aufbauen können. Ich finde es auch total irre, in Bayern so. Wir sind in Bayern und machen jetzt hier queeres Spaces auf. Genau. Und andererseits ist es natürlich immer auch schön, irgendwie mehr Orte zu haben oder einfach so, hey, wie geil, wenn es einfach so eine queere Kneipe gibt oder so, wo es einfach klar ist, hey, da ist immer ein sicherer Hafen, wo ich hingehen kann und so. Und vielleicht auch mehr Veranstaltungen, die irgendwie dafür da sind, ein bisschen vielfältiger. Aber andererseits gibt es wenigstens irgendwas, und Sachen können sich irgendwie entwickeln. Ja, aber es gibt natürlich sehr, sehr, sehr viel schönere Orte zu sein, zu queer sein. Also ich habe schon von sehr vielen coolen, also ich habe selber sehr viele coole Erfahrungen gemacht in anderen Städten. Ich habe gerade eine Freundin, die in Chicago ist und dort von queeren Vierteln erzählt. Und sie ist einfach komplett dort angekommen. Sie wird nicht misgendered. Die Leute sind ultra cool, mega aufnahmebereit. Sie lernt noch mal so viel Stability und sich selber kennen. Also ich glaube, es gibt schon auch Orte, die noch mal in anderer Katalydate sind als Bayern. Genau, also das nicht vergessen, aber könnte auch schlechter sein, finde ich. Könnte auch schlechter sein.
SPEAKER_1
00:59:22
Damit hast du, glaube ich, meine letzte Frage oder vorletzte Frage beantwortet. Gibt es etwas in Augsburg, das du dir für queer Menschen wünschen würdest?
SPEAKER_2
00:59:33
Ich würde mir natürlich wünschen, dass immer mehr Menschen zu sich selbst finden und sich selber finden können und nicht so einen Hack-Mac haben wie ich. Irgendwie mit was ist das überhaupt, wer bin ich überhaupt, wie kann ich das sagen? Also dass es einfach so mehr Representation gibt. Aber auch zum Beispiel ein queeres Zentrum, damit sie zum Beispiel auch Bezugsmenschen oder Elternteile oder Erziehungsberechtigte irgendwie auch so ein bisschen damit in Kontakt kommen. Also da habe ich ja noch, ich habe wahnsinnig Glück, wahnsinnig Glück, dass ich nicht so viel Körper des Vorjahr habe und meine Eltern einfach ultra stabil sind und mich total unterstützen. Aber ich habe natürlich super viele trans friends, die mit ganz, ganz anderen Sachen zu kämpfen haben und Eltern, die das nicht supporten. Dann kriegst du keine OPs, wie kommst du an die Hormone, die du brauchst? Dann brauchst du eine elterliche Beschleunigung, dass die das bestätigen und zulassen. Also es muss viel mehr mit so, zum Beispiel auch Eltern, gearbeitet werden, damit die verstehen, hey, mein Kind ist einfach wunderbar, so wie es ist. Und es braucht einfach die Sachen, die es braucht. Und deswegen finde ich so ein queeres Zentrum halt so toll, weil dort einfach so Sichtbarkeit geschaffen werden könnte, so eine Anlaufstelle auch für andere, die eben sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, irgendwie stattfinden könnte. Aber wenn ich natürlich träumen könnte, dann wäre natürlich, dann sähe diese Stadt natürlich komplett anders aus. Also ich glaube, eine Queer-Feministin aus Augsburg würde so, so anders aussehen, es würde so anders funktionieren. Da sind wir wieder bei dem Punkt, jeder hat ein sicheres Leben. Ich kann einfach rausgehen. Es gibt viele Orte, an denen ich mich wohlfühle. Es gibt ein Awareness-Konzept für die Stadt. Es gibt lauter Stellen, wo ich mich melden kann mit meinen verschiedensten Wünschen und Bedürfnissen. Also das wäre natürlich eine riesige Utopie. Aber ein queeres Zentrum wäre schon mal ein Anfang.
SPEAKER_1
01:01:31
Lutz, gibt es etwas anderes, das du gerne in diesem Podcast teilen möchtest?
SPEAKER_2
01:01:37
Ich glaube, ich würde einfach nur nochmal betonen, dass ich es wunderschön finde, dass du versuchst, diese verschiedenen Stimmen einzufangen. Und wenn man so einen Podcast macht, dann weiß man immer nie, dass so etwas rauskommt. Man denkt sich, was erzähle ich denn? Und hoffentlich vergesse ich niemanden. Aber natürlich vergesse ich bestimmt irgendwelche Perspektiven, weil ich gerade irgendwie von meiner erzähle. Und ich würde gerne alle ermutigen, ihre Perspektive mitzuteilen. Und ich hoffe einfach, dass alle Menschen irgendwann Bezugsversionen finden, mit denen sie sich austauschen können, mit denen sie ihre Gefühle teilen können und mit denen man einfach so immer zusammen weiterwächst und zu sich selber findet und ja, ich glaube, ich würde einfach allen wünschen, sensibel zu sein und feinfühlig zu sein, sich selber zu sein, Stereotype einfach in der Ecke zu treten und darauf zu furzen, dass sie einfach weggehen. Genau. Und ich hoffe einfach, dass irgendwann Queer Liberation da ist. Und danke an alle, die sich weiterbilden und zuhören. Und ich freue mich auch schon auf alle anderen Podcasts, die diese Menschen für Perspektiven haben.
SPEAKER_1
01:02:50
Zum Schluss hast du vielleicht Lust auf einen Quickie mit mir. Es geht nicht um Sex, sondern um eine Fragenreihe, die du kurz und knackig beantworten darfst.
SPEAKER_2
01:03:03
Okay, los geht's.
SPEAKER_1
01:03:04
Die Qualität, die du bei einer Person am meisten schätzt.
SPEAKER_2
01:03:08
Ehrlichkeit.
SPEAKER_1
01:03:09
Deine größte Qualität.
SPEAKER_2
01:03:11
Oh Gott, ist das schwierig. Aufmerksamkeit.
SPEAKER_1
01:03:16
Was macht dich glücklich?
SPEAKER_2
01:03:18
Lachen, gute Freunde, gutes Essen.
SPEAKER_1
01:03:22
Was hat dich letztens stolz gemacht?
SPEAKER_2
01:03:25
Mein Auftritt letzten Mittwoch als Femme Fatale.
SPEAKER_1
01:03:28
Ein Lied, das du gerade gerne hörst.
SPEAKER_2
01:03:30
Dead Man Don't Rape, von Dila Labonne.
SPEAKER_1
01:03:34
Eine Person, die du attraktiv findest.
SPEAKER_2
01:03:40
Lachen Ähm, das kann ich ja noch nicht sagen. Das ist ja noch mein Crush. Aber vielleicht weiß die Person wenig meine. Ich schicke ganz liebe Grüße in den Norden. Lachen Wir haben einen Hint.
SPEAKER_1
01:03:54
Einen Content, den du empfehlen würdest.
SPEAKER_2
01:03:58
Ja, ich glaube, es ist basic, aber Heartstopper. Kam jetzt auch gerade die Staffel raus.
SPEAKER_1
01:04:05
Dein Lieblingsgericht?
SPEAKER_2
01:04:07
Äh, Lasagne.
SPEAKER_1
01:04:08
Ein großer Wunsch von dir?
SPEAKER_2
01:04:10
Ein sicheres Leben für alle.
SPEAKER_1
01:04:12
Deine Stimmung jetzt gerade?
SPEAKER_2
01:04:14
Aufgeregt, aber sehr gut.
SPEAKER_1
01:04:17
Lutz, vielen Dank, dass du dir heute Zeit genommen hast und dazu beiträgst, die Stimme queerer Menschen lauter zu machen.
SPEAKER_2
01:04:25
Danke, dass du mich eingeladen hast.
SPEAKER_1
01:04:28
So gerne, ich bin sehr schön mit dir.
SPEAKER_2
01:04:31
Total.

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