#5 Sy Legath | Transidentität, Neurodivergenz, Bisexualität
03.03.2025 65 min Élie Chevillet
Zusammenfassung & Show Notes
Heute darf ich Sy Francis Legath empfangen. Sy setzt sich für Sichtbarkeit von trans Menschen ein. Er arbeitet als Coach und Therapeut in Augsburg und quer – oder queer – durchs Land. Außerdem ist er Referent und Projektleiter bei PROUT AT WORK. Durch inklusives Diversity-Management schafft die Stiftung Öffentlichkeit von queeren Menschen am Arbeitsplatz. Ansonsten fotografiert Sy sehr gerne, aber, hey, sagt er, wer hat schon Zeit für Hobbies?
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Transkript
Hi, ich bin Élie Chevillet, herzlich willkommen bei Queer Voices, der Podcast der queeren Menschen in Augsburg und der Welt eine Stimme gibt.
Heute darf ich Sy Francis Legath empfangen.
Sy setzt sich für Sichtbarkeit von Transmenschen ein.
Er arbeitet als Coach und Therapeut in Augsburg und quer oder quer durchs Land.
Außerdem ist er Referent und Projektleiter bei Proud at Work.
Durch Inclusives Diversity Management schafft die Stiftung Öffentlichkeit von queeren Menschen am Arbeitsplatz.
Ansonsten fotografiert Sy sehr gern, aber hey, sagt er, wer hat schon Zeit für Hobbys?
Hi Sy.
Hey Élie.
Danke, dass du meine Einladung angenommen hast.
Ich freue mich riesig, dass du da bist.
Ganz herzlichen Dank, dass du mich eingeladen hast.
Es ist richtig, richtig schön, dass ich da sein darf.
Ich freue mich.
Magst du dich zu Beginn vorstellen, deine Pronomen teilen und erzählen, wie du dich identifizierst?
Das geht ja schon gut los.
Ja, also meine Pronomen sind eher they.
Das ist im Deutschen ja immer so eine tricky Sache.
Das ist in unserem Sprachgebrauch auch nicht so etabliert, irgendwie geschlechtsneutrale Pronomina zu verwenden.
Deswegen ist im Deutschen auch eher einfach völlig in Ordnung.
Ich glaube, das macht es Leuten manchmal ein bisschen leichter.
Wie identifiziere ich mich?
Du meinst jetzt so im queeren Spektrum oder…
Zum Beispiel.
Zum Beispiel.
Ja, das ist so ein Ding.
Also ich bin mittlerweile mit dem Wort queer eigentlich ganz gut, weil das aus meiner Perspektive heraus sehr inklusiv ist und sehr viel mit einschließt.
Ich glaube, manchmal ist es für Menschen zum einen schwierig, in dieser ganzen Terminologie sich zurechtzufinden.
Natürlich gibt es Kontexte, in denen man das deutlich stärker nochmal herunterbrechen könnte, was dann auch sinnvoll sein kann.
Aber ich bin mit diesem Umbrella-Term eigentlich ganz fein mittlerweile.
Du hast als Kind in Kissing eine Gemeinde südlich von Augsburg gewohnt.
Wie war es für dich, dort aufzuwachsen?
Also ich bin Anfang der 80er geboren und ich glaube queere Personen Anfang der 80er mussten sich egal ob auf dem Land oder in Städten noch mal anders orientieren und zurechtfinden als das heute so Usus ist.
Und deswegen war es, also ich hatte natürlich, ich hatte eine schöne behütete Kindheit auf dem Land auf der einen Seite und gleichzeitig gab es natürlich irgendwie sowas wie Vorbilder oder solche Dinge, das gab es schlicht nicht.
Und ich glaube, das ist für junge Menschen, die nach einer eigenen Identität suchen, nach Orientierung suchen, die irgendwie mit Dingen umgehen müssen, die im Außen so stattfinden, schon eine Challenge.
Würdest du sagen, dass du schon als Kind nach einer Identität gesucht hast?
Ich würde es nicht als bewusste Suche formulieren, aber gleichzeitig glaube ich, dass Menschen immer, immer ist schwierig zu sagen.
Aber ich glaube, Menschen sind oft bestrebt, Anschluss zu finden und an irgendwas an docken zu können, an Einzelmenschen, an Gruppen von Menschen, an Labels teilweise auch.
Weil ich glaube, genau dadurch kann es einem gelingen, zu sich selber zu finden.
Also einfach durch den Kontakt mit anderen, durch das Reiben an anderen Sachen, glaube ich, wird einem sehr klar oder kann einem sehr klar werden, wo man steht oder wo eben auch nicht.
Und ich glaube, das ist ein menschliches Bestreben, das sich gar nicht so sehr in einem Alter festmachen lässt.
Und von daher glaube ich schon, dass das als Kind schon auch eine Bestrebung von mir war.
Hast du schon als Kind bemerkt, dass Rollmodels dir fehlen?
Nee, ich glaube, das ist eine Erkenntnis, die in der Retrospective jetzt so auftaucht.
Ich glaube, als Kind hatte ich einfach so ein diffuses Gefühl von hier ist es nicht richtig und dort ist es nicht richtig und hier passt es eigentlich auch nicht so wirklich.
Eher so.
Hattest du Geschwister?
Nee, Einzelkind.
Alte Eltern.
Okay, was heißt alt?
Mitte 80, also mein Papa war 41.
Heute, ich bin jetzt 42, ja, wenn ich jetzt sagen würde, wir kriegen noch mal ein Kind, würde ich sagen, ich bin immer nur jung, easy.
Aber damals war das was anderes.
Also damals ist einfach noch mal eine ganz andere Generation so gefüllt.
Was bedeutet es für dich queer zu sein?
Schwierige Fragen, Eli, schwierige Fragen.
Ich bin, glaube ich, da ein bisschen hin und her gerissen.
Auf der einen Seite ist Queerness, obviously, ein integraler Bestandteil meiner Identität.
Und gerade so im größeren gesellschaftlichen Zusammenhang ist das ja auch überall relevant, ob ich das möchte oder nicht.
Von daher spielt es natürlich eine wichtige Rolle in meinem Leben.
Und gleichzeitig ist für mich persönlich nicht so stimmig, mich so sehr über Labels und Zuschreibungen zu definieren, weil ich glaube, dass ein Mensch einfach so eine menschliche Persönlichkeit ist, so facettenreich und es gehören da so viele Aspekte mit dazu.
Und Queerness ist ein Aspekt davon, der dem von außen oft eine hohe, hohe Relevanz zugeschrieben wird.
Und deswegen hat er die auch, aber eigentlich hätte er sie für mich vielleicht nicht in dem Maße.
Aber man ist ja nicht im luftleeren Raum unterwegs, das ist ja immer so ein Ding.
Aber gleichzeitig hat Queerness natürlich auch total schöne Facetten.
Also im Sinne von es hat was mit Authentizität zu tun und es hat was mit ich erlaub mir, ich selbst zu sein, zu tun.
Und das war gefühlt auch ein weiter Weg bis dahin.
Also es klingt, als wäre das zu Ende.
Natürlich nicht.
Aber es ist ein spannender Weg die ganzen vielen Jahre schon.
Wann hast du entdeckt, dass du queer bist?
Das war immer schon klar.
Es war immer schon glasklar.
Und das ist wild, weil ich erinnere mich an viele Sachen aus meiner Kindheit nicht, aber darin erinnere ich mich sehr, sehr gut, dass ich, also ich, ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, das natürlich ultra brutal cis-heteronormativ ist, war, sein musste, denn es waren eben die 80er auf dem bayerischen Land.
Und ich war mir von Anfang an immer schon seit ich denken kann, so sicher, so sicher, dass Zuneigung, Zugewandtheit für mich einfach nichts mit Geschlechtern zu tun hat.
Und ich weiß, dass ich das schon als Kind sehr laut und deutlich nach außen getragen habe.
Und jedes Mal, wenn ich damit auf Unverständnis gestoßen bin, total perplex war und mir dachte, was ist da los?
Das ist doch offensichtlich, dass es so ist.
Es muss doch allen Menschen so gehen.
Und ich konnte es nicht verstehen, dass Leute da kritisch reagiert haben oder das nicht nachvollziehen konnten.
Also das war glasklar für mich.
Also zumindest der Aspekt von Queerness.
Das ganze Transthema, da kam ich später dazu, deutlich später.
Ja, das war als Kind einfach so weit weg von allem, was möglich ist, dass ich, oh mein Gott, Dekaden, Dekaden gebraucht hab, was ich verstanden hab, was da eigentlich los ist.
Aber würdest du sagen, dass du schon als Kind ein Gefühl dafür hattest, dass das bei der Geburt zu gewissen Geschlechts nicht gepasst hat?
Na ja, das ist tatsächlich am Ende.
Ich weiß, das ist die Geschichte, die ich jetzt beispielsweise der Krankenkasse erzählen muss, wenn ich irgendwelche OPs beantrage.
Natürlich habe ich das vom ersten Atemzug an gewusst, dass es falsch ist.
Aber es stimmt so einfach nicht.
Ich glaube, wenn man in einem Umfeld groß wird, wo das Gefühl dafür zu sagen, es wäre denkbar, also allein der Gedanke, ich möchte ein anderes Geschlecht sein, als mir zugeschrieben wurde, der ist so undenkbar.
Den hatte ich als Kind so schlicht nicht.
Das ist natürlich schon so ein, wie ich vorhin schon sagte, so ein Gefühl von, das ist nicht stimmig und das passt nicht.
Und irgendwie an der Grundschule zum Beispiel, ja, irgendwie keine Ahnung, an die Mädchengruppe, nee, da konnte ich nicht gut andocken.
Also nee, aber mit den Jungs, die wollten mich halt auch nicht dabei haben, weil die natürlich auch merken, naja, irgendwas ist da im Busch und nicht so ganz stimmig.
Genau, ich glaube, es hat eher, also dieses Gefühl hat eher so auf dieses, ich habe generell Schwierigkeiten an irgendwelche Gruppen anzuschließen, weil irgendwas nicht ganz zu 100 Prozent stimmig zu sein scheint.
Und das ist eine Sache, die ich natürlich damals auch schon in mir getragen habe und die sicherlich vom Umfeld auch wahrnehmbar war.
Aber dass das tatsächlich auf irgendwie so eine Inkongruenz, auf eine geschlechtliche Inkongruenz zurückzuführen, meine Güte, das war ein langer Weg.
Also bis der Groschen bei mir selber gefallen ist so.
Wir hatten mal eine Podiumsdiskussion zusammen, wo du erzählt hast, dass du zwei Coming-Outs hattest.
Magst du darüber erzählen?
Ja, gerne.
Also wie gesagt, ich hab ja quasi, ich hab ja einen jahrzehntelangen queeren Lebenslauf schon hinter mir gehabt.
Auf der einen Seite glaube ich, ist so eine menschliche Identität ja auch sehr wandelbar und transformationsfähig.
Und ich glaube, es ist völlig in Ordnung, sich eine Zeit lang mit manchen Dingen wohlzufühlen und dann nicht mehr so sehr und vielleicht dann was anderes dazu oder Mischformen von unterschiedlichen Dingen.
Also ich glaube, die Freiheit, also die möchte ich mir selber auch gern behalten.
Ich hatte, als ich sehr jung und jugendlich war und versucht hab, quasi dieses generelle Gefühl von Geschlecht ist völlig irrelevant, habe ich mich irgendwann so in meinem Umfeld als damals bisexuell.
So war ja die Terminologie, das war das einzige, was man sagen konnte.
Es gab Lesbisch, es gab Schwule, es gab Bisexuell.
Also das muss es sein, dachte ich mir halt.
Und oh mein Gott, das war schon herausfordernd.
Also das macht eine große Spange auf.
Also auf der einen Seite, alles, was nicht hetero war, war damals herausfordernd, weil einfach die gesellschaftliche, die großen Erzählungen haben das nicht hergegeben.
Also das ist mal Punkt eins.
Und dann aber noch einen Schritt weiterzugehen und zu sagen, naja, aber eine Lesbe bin ich nett.
Mich interessieren Männer nämlich schon auch so.
Das macht ja noch mal ein ganz anderes Problem, fass auf.
Nämlich innerhalb der eigenen Communitys.
Und ich glaube, ich habe in den ganzen vielen Jahren von vielen Seiten viel, also ich will es gar nicht dramatisieren, will irgendwie Ablehnung und Hass und so sagen, weil natürlich das begegnet einem schon auch, aber ich glaube eher viel mehr Unverständnis, viel mehr Zuschreibung.
Also ich glaube, es geht vor allem um Fremdzuschreibung, was ich da herausfordernd fand.
Also ich möchte jetzt hier überhaupt nichts reproduzieren.
Ich glaube, ich brauche hier an der Stelle auch nicht erzählen, was mit Bissexualität für Vorurteile und Zuschreibungen einhergehen.
Kannst du gerne machen.
Ich möchte bei solchen Dingen immer gar nicht so sehr ins Detail gehen, weil man weiß immer nicht so richtig, wer zuhört und manche Leute erleben sowas selbst und fühlen sich nicht gut, wenn sie es dann nochmal sich von jemanden anhören sollen.
Ich benenne mal zwei Dinge.
Also ich glaube so von Cis-Heteroseite geht es ganz oft um Sexualisierung.
Also da wird man dann quasi als, aber das erleben lässt mich ja genauso, da wird man als Frau, die eine Frau liebt, nicht ernst genommen, sondern eher quasi als Fantasie benutzt.
Und es ist dann so lang tolerierbar und in Ordnung, solange das gegenüber das Gefühl hat, im Zweifel könnte er eingreifen und er würde irgendwie nicht den Kürzeren ziehen, wenn es eine Entscheidung wäre.
Und sobald dann klar ist, dass das Interesse wirklich nicht an ihn geht, in dem Moment wird es plötzlich schwierig.
Also das ist so ein Szenario, das mir oft begegnet ist.
Und innerhalb von Frauenräumen, also früher gab es ja eher Frauenräume und keine, ich sag mal, Flinterräume oder so, da halt ganz oft so der Take, ja du kannst dich halt, du möchtest dich halt nicht kommetten, du möchtest irgendwie dich nicht festlegen, das ist feige.
Also auch sehr, auch sehr in so einem politischen Duktus irgendwie so, Verräterinnen, so eher die Richtung.
Genau.
Und gleichzeitig, glaube ich, ist es mir über die Jahre gut gelungen, mir selber ein Umfeld zu schaffen, in dem ich gut sein kann.
Und das gut damit umgehen kann.
Aber das war ein Prozess.
So, das ist die Vorgeschichte quasi.
Und dann dachte ich naiv wirklich, wirklich blauäugig dachte ich, na gut, ich habe jetzt wirklich schon viel gesehen, viel gehört, viel erlebt.
Ich bin super abgeklärt.
Ja, bin dat, dann dat.
Und dann hab ich mit Ende 30 mich dazu durchgerungen zu sagen, okay, diese ganze Trans-Sache, ich will es angehen.
Ich will es angehen.
Das war ein Thema, was irgendwie, es hat nicht so wehgetan, dass es in der allerersten Reihe hätte verhandelt werden müssen.
Und sowohl familiäres Umfeld als auch berufliches Umfeld als etc., pp.
haben es für mich gefühlt viele Jahre einfach nicht hergegeben, dass ich da aktiv einen Schritt nach vorne gebe.
Das hat was mit Selbstschutz zu tun, ganz sicher.
Dann hatte ich vor drei Jahren, also ich glaube, das war wirklich so das sprengende Punkt.
Ich hatte vor drei Jahren eine schwere OP, wo es nicht so ganz klar war, wie das ausgeht.
Und ich hab das Thema davor schon begonnen, aktiver zu spielen nach außen, aber spätestens das war dann der Punkt, wo ich danach gesagt hab, okay, das Leben ist zu kurz, man hat überhaupt keine Garantie, dass es einen nächsten Tag gibt.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
So.
Und als der Schluss dann gefällt war, dann macht sich da ja so eine ganze Palette an Möglichkeiten auf.
Da gibt es sowas wie soziale Transitionen, da gibt es sowas wie, ich denke über körperliche Dinge nach.
Ich entschließe mich vielleicht zu körperlichen Dingen.
Und das hab ich dann sukzessive, Häppchen für Häppchen, für mich klarer und klarer im Kopf geordnet, was ich tun will, was ich nicht tun will vielleicht auch.
Und dann hab ich dann entschlossen, okay, all in.
Ich mach das jetzt.
Und dachte mir, okay, was soll passieren?
Ich hab mich beruflich, familiär, privat, im Freundinnenkreis so eingerichtet, dass da eigentlich alles safe sein müsste.
Also ich hab da wirklich naiv keine Gedanken dran verschwendet, was das im Alltag bedeutet, so eine Transition anzupacken.
Und dann findet Alltag statt und ich kann dir sagen, ich hab es so krass unterschätzt wie noch nie etwas in meinem Leben.
Also das ist echt, es ist echt herausfordernd.
Die Konsequenzen meinst du im Alltag?
Ja, also es sind teilweise so, also selbst so im engeren Freundinnenkreis scheint das Menschen nachhaltig zu irritieren und zu verwirren.
Na ja, weil wir alle einfach in einer so binären Welt leben, sozialisiert worden sind, damit umgehen jeden Tag, dass Dinge, die sich dann nicht zu 1a klar einordnen lassen in Schubladen, erstmal schwierig sind.
Egal, ob man befreundet ist oder nicht.
Und natürlich ist da grad bei meinen engeren Freundinnen total viel guter Wille dahinter und die wollen Dinge verstehen und die wollen mich unterstützen und die wollen mir Dinge so leicht machen wie möglich.
Und trotzdem merk ich, wie manche Menschen einfach an Grenzen stoßen.
So und das muss man navigieren und da muss man dann gemeinsam irgendwie gucken, was findet man von gutem Modus und von gutem Umgang damit.
Und wie ist das eigentlich alles so?
Das ist so eine Sache, aber damit kann ich gut umgehen.
Also ich meine, das ist ja für mich selber auch ein totaler Lernprozess und ein Veränderungsprozess.
Und bei manchen Sachen kann man Leute gut mitnehmen, bei manchen Sachen eben auch nicht.
Und bei manchen Sachen, da möchte ich Leute auch gar nicht im Detail mitnehmen, weil es Dinge sind, die man mit sich selber glaube ich erst mal gut klären muss.
Und ich glaube, viele Menschen würden sich einfach sehr wünschen, also ich glaube leichter ist es für das Umfeld damit umzugehen, wenn eine Person sagt, okay ich bin trans, binär, ich hab einen Startpunkt, ich hab einen Zielpunkt und da will ich hin.
Und so soll das dann sein.
Und dann irgendwie eine Schublade auf, andere Schublade zu.
Aber das ist halt so gar nicht mein Weg.
So überhaupt nicht bis zu einem gewissen Teil, ja klar.
Zu einem anderen aber auch nicht.
Aber das dann im Detail aufzufächern für Menschen und die mitzunehmen zu sagen, ja guck mal hier ist es so und hier ist es so.
Und das ist einfach, das ist mühsam.
Das ist für mich selber schon mühsam.
Sachen irgendwie so klar zu haben, dass ich weiß, wo die Reise hingehen soll und wo die Reise hingehen soll hinsichtlich, was sind Wünsche, die ich daran hab und was sind Wünsche, die ich nur deswegen hab, weil ich in der Gesellschaft lebe.
Die so oder so drauf reagiert.
Genau, das ist so der eine Bereich.
Und gleichzeitig glaub ich, als Person, die sehr sichtbar trans ist, einen Alltag zu navigieren, hör mir auf.
Also das ist wirklich, das ist eine Challenge.
So und jetzt nicht nur irgendwie in so plakativen Dingen, wie keine Ahnung, welche Umkleide benutze ich bei mir im Fitti.
Ja, auch das ist herausfordernd, das ist herausfordernd.
Was mache ich denn?
Ja, also wo ich hingehe, ist es falsch so.
Ja und ich bin mir sicher, also keine Ahnung.
Der Weg ist ja erst begonnen jetzt hier gerade so.
Es wird sicherlich irgendwann der Punkt geben, wo es für das Umfeld weniger irritierend ist, wenn ich irgendwo bin und das wird die Sache leichter machen.
Gleichzeitig widerspricht es natürlich meinen innersten Überzeugungen zu sagen, ich muss irgendwie ein krasses Passing haben, weil ich sonst irgendwie meinen Alltag so schwierig gestalten kann.
Aber ich glaube, es sind vor allem so diese, also wenn es um keine Ahnung Infrastruktur, Toiletten, Umkleidekabinen geht, da kann man sich drauf einrichten.
Ja, da kann ich mir irgendwie überlegen, okay, ich geh jetzt in den Schwimmbad, hab ich da heute irgendwie Kapazität dazu, was zieh ich an, wo geh ich hin?
Da kann man sich drauf einstellen und das ist okay.
Oder an manchen Tagen sag ich dann super, lass uns in die Terme fahren.
Und an manchen Tagen sag ich okay, das ist das letzte, was ich heute brauch.
Das entspannt mich nämlich null, dieses Bar-Anwendung, die ich dann da krieg.
Ja, weil es nur Stress drumrum ist.
Aber was ich wirklich herausfordernd finde, das sind diese super alltäglichen Situationen, wenn Menschen glauben, sie müssen mir Dinge feedbacken.
Also beim Bäcker in der Warteschlange oder beim Zahnarzt, wenn ich einen Termin ausmache oder solche Dinge, die dann sehr viel Einordnung und sehr viel Meinung haben und sehr wahnsinnig übergriffige Fragen stellen teilweise.
Und ich dann immer mir denk, meine Güte, was ist denn los?
Also ich käme doch niemals auf die Idee, egal wie sehr mich die Optik von meinem Gegenüber irritiert, dass ich persönlich übergriffige Fragen stelle.
Also why, how?
Das ist mir null Komma nicht nachvollziehbar.
Und trotzdem erlebe ich es halt jeden Tag.
Und das hab ich nicht kommen sehen zum Beispiel.
Das hab ich nicht kommen sehen.
Ich glaube, was die Sache für mich so richtig herausfordernd macht, ist, dass sich das Thema halt auch in meinem Job ja quasi so präsent zeigt.
Und egal, ob ich jetzt bei mir in Augsburg in der Praxis unterwegs bin oder ob ich der politischen Bildungsarbeit unterwegs bin oder ob ich in München für die Stiftung unterwegs bin, ich arbeite an allen drei Stellen ja quasi in einem dezidiert queeren Umfeld.
Tatsächlich mittlerweile an allen drei Stellen auch mehr oder minder mit einem Trans Schwerpunkt.
Und da bin ich natürlich immer in einer professionellen Rolle unterwegs.
Da bin ich als Bildungsarbeiter unterwegs.
Und natürlich ist da so meine Haltung, na ja wenn Leute Fragen haben, natürlich sollen die mir die stellen.
Also im Grunde tatsächlich völlig egal welche Art von Frage, natürlich beantworte ich die dann gerne, weil ich bringe Know-how aus dem Bereich mit, weil ich weiß wie man Gespräche führt, weil es einfach mein Job ist.
Und wenn ich meinen Job gut machen will, dann ist das ja quasi eher, ich mein es kommt immer vom Kontext an, aber in der Regel ist es ein Vertrauensbeweis, wenn mein Gegenüber zu mir kommt und sagt, pass auf ich weiß zu dem Thema nichts, ich würde aber gern was wissen, kannst du mir weiterhelfen?
Dann finde ich das ja großartig und schön.
Und da bin ich natürlich total gerne bereit.
Aber dann so zu switchen, zu sagen, okay aber heute bin ich hier nicht als Referent unterwegs und heute mache ich hier keinen Sensibilisierungsworkshop, heute bin ich hier als Privatperson.
Und natürlich ist es unterm Strich immer noch besser, du stellst deine Frage jetzt mir, als dass du irgendeiner Person stellst, irgendeiner anderen Transperson stellst, die einfach wirklich eine Privatperson ist und vielleicht auch überhaupt kein Hintergrundwissen hat dazu.
Und dann aber quasi die Rolle aufgebürdet bekommt, hier für eine ganze Menschengruppe zu sprechen stellvertretend.
Ja, aber da dann zu sagen, okay, und jetzt ist eine Grenze erreicht und heute stehe ich nicht zur Verfügung für irgendwelche Fragen, das ist manchmal schon eine Challenge gelegentlich.
Das glaube ich.
Du hast vorhin über die Reaktionen in deinem Freundinnenkreis geredet.
Hast du das Gefühl, dass du sehr viel Aufklärungsarbeit machen musst?
Ja, ja schon sehr.
Also und ich finde das teilweise wirklich sehr, sehr schön.
Das ist ein Thema, das mich persönlich betrifft.
Es ist ein Thema, das mir aber auch darüber hinausgehend wirklich als politisches Thema und als Grundsatzthema und als Menschenrechtsthema einfach wichtig ist.
So und ich glaube, jedes Gespräch, das man führen kann mit Menschen, wo ich das Gefühl habe, gerade wenn es Menschen aus Kontexten sind, die mit solchen Themen in der Regel keine Berührungspunkte oder wenig Berührungspunkte haben und die kommen mit einem genuinen Interesse zu mir und sagen, ich möchte verstehen, was da los ist, dann finde ich ist es eine riesige Chance, dass man Dinge in eine gute Richtung bewegt.
So und deswegen mache ich das gern.
Und gleichzeitig ist es schon auch anstrengend.
Man hat nicht jeden Tag Kapazitäten dafür.
Voll.
Und aber ich glaube im Freundinnenkreis, also ich mein, ich weiß gar nicht, wo die Abgrenzung besser funktioniert.
Ich war jetzt versucht, eine Tendenz hier, aber ich bin mir nicht sicher, weil auf der einen Seite bei fremden Personen, da fällt mir die Abgrenzung schon leicht, weil ich mir denke, naja klar habe ich einen Bildungsauftrag in manchen Kontexten, aber in manchen Kontexten einfach auch nicht.
Und da ist das okay.
Und das nehmen die Personen in der Regel auch ganz gut, wenn ich da sehr klar sage, ne also nicht an dieser Stelle, mach gerne einen Termin bei uns aus, dann kann ich kommen, dann mach mal einen Workshops.
Das funktioniert ganz gut.
Und im Freundinnenkreis würde ich das so natürlich nicht machen.
Ja, wenn da eine befreundete Person sitzt und die hat eine echte Frage, natürlich beantworte ich die dann, egal ob ich da als Kappa dafür hab oder nicht.
So, obwohl die es wahrscheinlich noch leichter nehmen könnten zu sagen, na ja, dann halt, weiß ich nicht.
Das nächste Mal, wenn wir uns sehen oder so.
Ja, aber da spür ich mehr Verbindlichkeit, die ich auch gerne entgegenbringen würde.
Sei, bist du mit queeren Role Models aufgewachsen?
Nee, also ich glaube, die Antwort ist sehr, sehr klar und sehr, sehr einfach.
Nee, damals gab es einfach gar nichts.
Also ich meine, überleg mal, das war ja eine Zeit, da gab es da kein Internet.
Wir hatten zu Beginn irgendwie keine Ahnung, drei oder fünf Fernsehprogramme und eine Tageszeitung und eine Gemeindebücherei.
Da gab es keine queeren Bücher.
So und queere Menschen waren damals einfach nicht sichtbar.
Und wenn sie sichtbar waren, ich meine, das war ja, also die 80er waren ja schon nach Aids-Krise, das waren ja herausfordernde Zeiten.
Und da wurde, wenn berichtet wurde ja, also sehr tendenziös auf der einen Seite und also schwierige Berichterstattung.
Natürlich, weil eben auch schwieriges Thema.
Aber da dann irgendwie an jemanden anzudocken, boah, unmöglich und die Role Models, die es dann so irgendwie in meiner Jugend gab, pff, weiß ich nicht.
Nee, und im persönlichen Umfeld hatte ich tatsächlich einfach auch niemanden, also keine einzige Person bei uns auf dem Land.
Es gab ja einfach so, es gab es ja nicht.
Ja, das ist Quatsch.
Natürlich gab es auch damals 10 Prozent, aber halt einfach nicht sichtbar.
Ja, aber gleichzeitig ziehe ich daraus halt schon irgendwie so eine wirkliche Motivation zu sagen und es hätte mir damals extrem gut getan, extrem gut getan.
Und zwar Vorbilder jetzt gar nicht nur im Sinne von da kann ich mich dran orientieren und möchte irgendwie einer Person nacheifern oder so, sondern einfach nur zu sehen, es gibt, also Queerness ist einfach so ein facettenreiches Feld.
Es gibt so viele Arten, queer zu sein.
Was ist denn die, die für mich passend ist?
Also ich glaube, dieses Angebot hat mir halt so, so sehr gefehlt.
Und immer wenn ich jetzt so die Möglichkeit hab, dass ich solche Räume aufmachen kann und jetzt gar nicht nur für junge Menschen, sondern also viel spannender finde ich sogar, wenn ich mit Erwachsenen in Kontakt bin und das passiert, das merke ich in meiner Praxis, kommt das ja auch schon gelegentlich vor, dass dann Leute da sitzen, die irgendwie keine Ahnung, die sind diese Mitte 50 und die fangen jetzt an drüber nachzudenken, vielleicht war das ja noch gar nicht alles.
Vielleicht interessiert mich ja doch noch was anderes.
Vielleicht habe ich ja doch nur irgendwie eine Facette aus meiner schillernden Persönlichkeit, die ich noch nicht so beleuchtet habe bisher und wie wäre das denn wenn so?
Und ich finde, wenn man da Räume aufmachen kann und wenn man da Sichtbarkeit für Themen schaffen kann, ist das so wertvoll, dass ich das als riesen Privileg empfinde, dass ich das in meinem Job, in meinen Jobs machen kann.
Sei, was würdest du gerne deinem jüngeren Ich sagen?
Ich würde meinem jüngeren Ich gern sagen, entspann dich, es wird alles besser.
Aber ich weiß nicht, ob ich das so beherzt sagen kann.
Ich glaube, die Herausforderungen sind einfach heute andere.
Aber was ich meinem jüngeren Ich, glaube ich, schon mitgeben würde, ist, dass man Vertrauen in sich, also dass man Vertrauen in die eigene Einschätzung von Dingen haben darf, also in die eigene Intuition, in das eigene Gefühl, dass wenn einem Dinge auffallen, wenn einem Dinge häufiger auffallen und sich daraus Tendenzen ableiten lassen, dass man da schon drauf vertrauen darf, dass man selber schon weiß, wo die Reise hingeht oder zumindest mutig genug sein darf, sich darauf einzulassen.
Völlig egal, was erstmal irgendwie so gespiegelt wird von außen.
I love it.
Ja.
Wie wichtig ist dir Queerness in deinem Umfeld?
Du meinst der Kontakt zu anderen queeren Personen?
Zum Beispiel?
Also mir ist mittlerweile sehr wichtig, dass ich authentisch leben kann.
Mir ist ein Umfeld wichtig, in dem ich einfach das tun kann, das zeigen kann, das nach außen tragen kann, wo ich dahinter stehe.
Das ist mir extrem wichtig.
Und das war auch ein ganz schöner weiter Weg, bis ich mir das so eingerichtet hatte, dass es jetzt so ist, wie es ist.
Ich finde auch, dass Community oder also der Gedanke von Community, der Gedanke von Communitys, es gibt ja nicht die eine, aber der Gedanke von Gemeinschaftlichkeit und gegenseitiger Verantwortungsübernahme und solche Dinge, die sind mir schon auch echt wichtig, weil ich glaube, dass wir in der Zeit und in größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen leben, wo es ohne Communitys nicht funktioniert.
Also wenn wir nicht füreinander da sind, wer denn dann, was Empowerment angeht, was den gemeinsamen Umgang mit Herausforderungen angeht, was auch so das, also tatsächlich auch im sehr positiven Sinne, was das Teilen von Freude angeht.
Ich glaube, da sind Communitys schon extrem wertvoll.
Extrem wertvoll.
Obwohl ich gleichzeitig sagen muss, also bevor ich jetzt letztes Jahr bei der Stiftung in München angefangen hab zu arbeiten und außerhalb von meinem Praxisalltag, ist mein Freund in dem Kreis gar nicht so queer, wie man denken könnte.
Also ich hab einen wirklich sehr Cis-Heterofreundes-Kreis.
Und das ist auch okay.
Ich fahr da sehr, sehr gut damit tatsächlich mit meinen Leuten.
Und gleichzeitig hätte ich denke ich schon, wenn ich den queeren Bereich über den Job nicht abdecken würde, ich glaube schon eine Leerstelle in meinem Leben.
Daher auch vielleicht die viele Aufklärungsarbeit.
Ja, ja.
Ja wobei, wobei also ich bin manchmal erschrocken, wie viel Diskriminierung innerhalb der eigenen Reihen stattfindet.
Und zwar in unterschiedlichste Richtungen.
Das erlebe ich im privaten Umfeld, das erlebe ich beruflich tatsächlich, das erlebe ich in der Netzwerkarbeit.
Das erlebe ich in der beruflichen Netzwerkarbeit.
Oh mein Gott, was da, was da für patriarchale, meritokratische Strukturen reproduziert werden teilweise.
Also da muss ich manchmal schon tief atmen, wie da nach unten weiter getreten wird.
Das ist schon so ein Ding und das hab ich vor einigen Jahren natürlich schon wahrgenommen, dass nicht überall in unseren eigenen Reihen bedingungslose Solidarität herrscht.
Natürlich nicht.
Ja, aber jetzt wo ich quasi sehr klar mich persönlich mit solchen Nischenthemen positioniere und ich nenne es jetzt einfach Nischenthemen, wenn man prozentual mal runterrechnet, es betrifft einfach eine kleine Gruppe von Personen.
Und wenn ich sehe, mit welchem Unverständnis, mit welcher Ablehnung, mit welchen Vorbehalten queere Personen da teilweise drauf reagieren, dann bin ich regelmäßig einfach schockiert.
Ich denke mir, das kann nicht euer Ernst sein.
Es kann nicht sein, dass ich in den 90ern mit meinen schwulen Freunden irgendwie Demos gelaufen bin.
Ja, solidarisch, weil damals einfach das das Gebot der Stunde war, dass man zusammen auf die Straße geht und es tut.
Und jetzt sind die in, weiß ich nicht, relativ privilegierten beruflichen Positionen, sind gut angekommen in so einem Mittelstandsleben, ja.
Alles nice.
Und jetzt wäre ich an der Stelle, wo ich sage, okay Freunde, jetzt bräuchte ich eure Solidarität, weil jetzt geht es gerade für mich hier um was.
Für mich, also für die Gruppe, für die ich jetzt hier gerade spreche.
Und dann kommt zurück, ja, weiß ich nicht, ist ja schon irgendwie so ein Randthema.
Naja, muss man jetzt vielleicht auch nicht so breit reden, naja.
Wo ich mir dann denke, ohne Witz, das ist die Antwort.
Find ich enttäuschend.
Sehr enttäuschend.
Und witzigerweise, und das hab ich auch nicht kommen sehen, die größte Solidarität erfahre ich im Alltag von meinen Cisheterokumpels.
Okay.
Die machen das gut.
Okay.
Also ich meine, das ist natürlich jetzt nur meine kleine Perspektive auf das ganze Thema, aber das ist so eine Personengruppe, wo ich am Anfang mehr dachte so puh, weiß ich nicht.
Also natürlich traue ich meinen Kumpel als alles zu, weil die hab ich mir ja ausgesucht, die sind ja meine.
Aber die machen das echt gut.
Und da habe ich jedes Mal so krassen Respekt, wenn ich mir denk, ja das ist jetzt schon irgendwie, das sind ein, zwei, acht Schritte aus deiner Komfortzone raus und du machst es trotzdem und dir bricht trotzdem keiner ab.
Und du bist da, wenn ich dich brauch so.
Und das weiß ich enorm zu schätzen.
Das ist echt ein Geschenk.
Was meinst du mit sie machen das gut?
Meinst du, dass sie einfach da für dich sind?
Ja, die sind da, die sind verfügbar.
Die versuchen aber auch tatsächlich das Thema im Alltag nicht, als wahnsinniges, vordergründiges Thema zu platzieren, das unser Verhältnis jetzt nachhaltig irgendwie verändert.
Sondern ich erlebe da einen gesünderen Umgang mit Männlichkeiten, als ich denen vielleicht viel davon zugetraut hätte.
Und das finde ich total erbaulich, weil manchmal hat man ja gerade so das Gefühl, dass bei diesen ganzen Boys Clubs, dass es da irgendwie, ja das ist halt besonders dicke Bretter sind, die es da zu bohren gilt.
Ja, bis da irgendwie durchsickert, dass Männlichkeit vieles sein kann und vieles auch nicht.
Und dass ich am Ende vom Tag jede Person selber positionieren muss dazu oder kann.
Und wenn ich dann sehe, dass es jetzt im Kleinen sehr gut funktioniert, dann ermutigt mich das sehr auch in größeren Konten.
Also ich hoffe, ich hoffe die Erfahrung skaliert, sag mal mal so.
Und ich bin dann bestärkt, dass ich das auch in größeren Kontexten als Thema mitnehmen und immer wieder versuche zu pushen.
Du hast vorher Communities erwähnt.
Hat das Wort Community eine Bedeutung in deinem Leben?
Ja schon.
Ich würde mich mehreren unterschiedlichen Communities zurechnen.
Jetzt gar nicht nur im Queeren-Bereich.
Und ich erlebe das schon als sehr bestärkendes.
Einfach Menschen, um mich zu wissen, die geteilte Erfahrungen haben und die Willenssinn dennoch quasi aus der singulären, eigenen Perspektive rauszutreten und zu gucken, was gibt es denn für Dinge, die uns als Gruppe von Menschen miteinander verbindet und wie können wir die Verbindung so nutzen und gestalten, dass das Ergebnis für alle irgendwie ein bisschen besser ist, als wenn jede Person für sich allein unterwegs wäre.
Und das erlebe ich an unterschiedlichen Stellen und das finde ich sehr, sehr wertvoll.
Magst du erzählen, welche Communities du dich zu retten würdest?
Ja, also ich meine klar, dieses Trans-
und Enbi-Ding, das ist mal eine so eine Sache und natürlich meine Güte, natürlich auch da innerhalb, das ist so ein Sammelbecken an unterschiedlichen Menschen und Persönlichkeiten, das zu sagen, das ist jetzt eine Community und wir alle wollen das Gleiche und wir alle haben ähnliche Ziele, also das stimmt halt de facto einfach nicht und trotzdem glaube ich erleben Trans-Personen nicht in jeder Hinsicht, aber in vielen Hinsichten ähnliche Dinge im Alltag und da irgendwie gemeinsam dann zu gucken, was kann man dem entgegensetzen, das finde ich zum Beispiel, das finde ich einen schöneren Ansatz als zu denken, man muss alles alleine managen.
Aber zum Beispiel auch so das Thema Neurodivergenz ist ein Thema, das mich beschäftigt, das mein Lebensrealität natürlich auch extrem prägt, also das geht gar nicht anders.
Und auch das war für mich echt die Erkenntnis, dass das einfach ein essentieller Teil von meiner Persönlichkeit ist und dass das meine Wahrnehmung der Welt prägt und dass das meine Umgangsweisen mit Dingen prägt und auch die, naja und natürlich auch was über Kapazität und über Leistungsfähigkeit aussagt und darüber, dass irgendwie eine kontinuierliche Anpassungsleistung in einer Gesellschaft, die dafür nicht ausgelegt ist, natürlich ihren Tribut fordert am Ende.
Und dann vielleicht keine Energie mehr für andere Dinge da ist, wenn man so einen Alltag navigieren muss.
Also das war glaube ich in meiner Selbstwahrnehmung noch mal ein echter Gamechanger.
Und da weiß ich die Community auch sehr sehr zu schätzen, weil da einfach extrem viel Wissen da ist, extrem viel ja tatsächlich auch Solidarität da ist und also sehr pragmatisch und alltagsnah versucht wird, Dinge besser zu machen.
Das finde ich zum Beispiel auch sehr sehr sehr gut.
Ist das relativ neu, dass du dich mit dem Thema beschäftigt?
Nein, also nein, das ist, nein, ich beschäftige mich mit dem Thema schon viele Jahre.
Ich glaube aber trotzdem, dass in den letzten paar Jahren, ich kann mich jetzt gar nicht, also ich kann mich nicht so festlegen, aber in den letzten paar Jahren hat es einfach nochmal extrem Fahrt aufgenommen und Leute vernetzten sich viel viel viel besser und es entstehen Gruppen und es entstehen Foren und es entstehen irgendwie Austauschplattformen und die ich jetzt für mich gut nutzen kann.
Magst du noch kurz erklären, was Neurodivergenz ist?
Ja, im Endeffekt geht es darum, wie das Gehirn funktioniert.
Also da gehören so Dinge rein wie beispielsweise Autismus Spektrum, da gehören Dinge rein wie ADHS.
Da geht es darum, dass neurodivergente Menschen im Vergleich zu neurotypischen Menschen, den Mehrheit, den gesellschaftlichen Löwenanteil bilden, einfach die Welt anders wahrnehmen, das Gehirn Dinge anders verarbeitet, Reize anders verarbeitet und deswegen manche Verhaltensmuster andere sind, manche Reaktionsformen andere sind.
Ja, genau.
Sei, was tust du gerne?
Schlafen.
Das ist witzig, weil da kann ich jetzt nämlich direkt, da kann ich jetzt direkt an das ADHS-Thema anschließen.
Ich bin natürlich, ich bin natürlich ständig auf der Jagd nach Dopamin und deswegen hab ich in meinem Leben schon unfassbar viele Dinge ausprobiert.
Sowohl in meinem Studium, als auch beruflich, als auch was meine Hobbys angeht und es gibt unfassbar viele unterschiedliche Dinge, an denen ich Freude haben kann und die mich begeistern.
Die Frage ist immer, wie lang soll das tun?
Okay.
Das ist so das Ding.
Wo findest du deine Dopamin, wenn du es erzählen magst?
Ich find das in unterschiedlichen Bereichen.
Ich finde das, also ich hab zum Beispiel, ich bin ganz lang, also viele Jahre lang bin ich Rollerrennen gefahren, ja mit so alten Vespas auf dem Rundkurs und so Geschwindigkeit, so dass es schon, also da schüttet, da wird schon Dopamin ausgeschüttet, kann ich dir sagen.
Aber zum Beispiel auch, du hast es vorhin schon gesagt, ich fotografiere und auch das, obwohl es was ganz anderes ist, weil es ja sehr viel mit, also überhaupt nicht mit Reaktionsgeschwindigkeit oder irgendwie Nervenkitzel oder sowas zu tun hat, das ist sehr ruhig und sehr achtsam und sehr auf den Moment bedacht und sehr aufs Detail bedacht.
Aber auch daran finde ich unglaublich viel Freude, also da gehe ich sehr drin auf.
Auch tatsächlich so, also ich lese unglaublich gern.
Ich habe ursprünglich mal Literaturwissenschaft studiert und Literatur ist schon ein Quell der Freude für mich.
Wenn ich den letzten echten Roman zur Freude gelesen hab, das steht auf einem anderen Blatt.
Weil Lesen aktuell gefühlt so ein Luxus ist in meinem Leben.
Ich komm grad abends heim nach langen Tagen und fall quasi stumpf in die Waagerechte.
Und wenn ich ein Buch aufschlage, dann lese ich zwei Seiten und dann bricht es über meinem Gesicht zusammen.
Aber lesen wäre eigentlich was total Gutes.
Aber ich kann mich auch für, also ich zieh tatsächlich aus meiner Arbeit auf wahnsinnig viel Freude.
Also mir macht es wirklich großen Spaß irgendwie mit Gruppen zu arbeiten, mit einzelnen Personen zu arbeiten.
Auch die psychotherapeutische Arbeit.
Also wie wundervoll in einem Raum sein zu können, wo eine Person mich an ihrem Leben teilhaben lässt und mit mir Dinge teilt und ich so viel Einblick in andere Lebensmodelle und Entwürfe und Möglichkeiten bekomme.
Also das erfüllt mich mit großer Freude tatsächlich.
Magst du mehr über Proud at Work und deine Arbeit dort erzählen?
Also Proud at Work ist eine gemeindetige Stiftung, die sitzt in München.
Es geht prinzipiell um queere Chancengerechtigkeit in der Arbeitswelt.
Wir arbeiten dort in ganz unterschiedlichen Bereichen, hauptsächlich mit, ich sag mal, größeren Unternehmen zusammen.
Im Sinne von Sensibilisierungsarbeit, Bildungsarbeit, aber auch Beratung.
Wir publizieren Dinge, wir veranstalten unterschiedliche Event-Formate.
Jetzt nicht nur intern bei Firmen, sondern einfach auch so übergreifend zu queeren Themen.
In der Regel immer mit Arbeitsplatz-Fokus.
Und das ist eine sehr, sehr vielfältige Arbeit.
Es ist ein unglaublich kompetentes Team, mit dem ich da zusammen arbeite.
Also das ist ein sehr, sehr schönes Arbeiten dort.
Sehr junges Team.
Und wir sind aber auch einfach, also wir arbeiten bundesweit aktuell.
Also im Grunde nie in München.
Wir arbeiten bundesweit.
Wir sind gerade so ein bisschen am Tennen ausstrecken, so auch außerhalb von Deutschland.
Und das geht natürlich schon auch mit viel Reisetätigkeit anher.
Also ich bin einfach schon auch sehr viel unterwegs gerade für die Stiftung, was anstrengend ist, was aber auch total schön ist.
Also da hab ich auch echt viel Spaß dran.
Sei was und wer inspiriert dich?
Also ich glaube, ich kann da nicht klar jetzt irgendeine Einzelperson benennen.
Ich glaube, die größte Inspiration für mich sind tatsächlich Menschen, die sich so im Lauf ihres ganzen Lebens immer so eine Freude am Neuen und eine Freude am Lernen und eine Offenheit und Aufgeschlossenheit bewahren, die mit jungen Menschen beispielsweise dann ins Gespräch gehen und Dinge, die sie 30 Jahre lang für gesetzt gehalten haben, über einen Haufen werfen.
Das inspiriert mich und ich hoffe wirklich sehr, also ich glaube, ich habe momentan eine ähnliche Haltung.
Also ich, das soll jetzt gar nicht so cheesy klingen, aber ich sehe schon viele neue Kontexte, einfach als Möglichkeit dazu zu lernen und mich weiter zu entwickeln.
Und ich hoffe, dass ich mir das bewahren kann.
Ende März ist der internationale Tag der Transsichtbarkeit.
Du hast dieses Jahr ein Bild von dir gepostet und eine wichtige Frage gestellt.
Und zwar, wer kann sich diese Sichtbarkeit leisten?
Ist Queere bzw.
Transsichtbarkeit in deinen Augen ein Privileg?
Absolut.
Krasses Privileg.
Krasses Privileg.
Ich denke zum Teil, also das Bewusstsein, wie privilegiert ich bin, sichtbar zu sein, ist für mich auch eine Riesenmotivation, das zu sein.
Denn mir begegnen extrem viele Kontexte, wo Menschen nicht sichtbar sein können.
Ob sie es wollen, steht auf einem anderen Blatt.
Also weil nicht jede Queere oder Transperson möchte ja sichtbar sein.
Und auch das finde ich absolut legitim.
Aber viele Menschen werden es gerne und können aber nicht.
Einfach aus Gründen der persönlichen Sicherheit, aus Gründen der strukturellen Diskriminierung, die sie erfahren.
Zugänge zu Jobs, Zugänge zu Wohnraum, Zugänge zu Bildung.
Ich denke, dass das eine Erfahrung ist, die jede Person, die mehrfach marginalisiert ist oder wird, im Alltag macht, dass selbst in den eigenen Communities es ganz oft so schwierig ist, sich quasi in einer persönlichen Vielfalt und in einem persönlichen Facettenreichtum mit all dem zu zeigen, was da ist.
Dass die Räume, die jetzt beispielsweise schwarze Personen, BIPOC-Personen, die irgendwie sagen, das sind Räume, die sind für mich als schwarze Person eigentlich sicher, hier fühle ich mich wohl, hier ist es super, die dann dort aber trotzdem die Erfahrung machen, okay, als schwarze Transfrau laufe ich da vielleicht aber besser trotzdem nicht rein.
Also ich glaube, das ist dann immer so die Punkte, wo es dann so richtig weh tut.
Wenn es so safer space ist, dann doch plötzlich sich nicht mehr so safe anfühlen, wie sie das könnten oder sollten.
Ja, über große gesellschaftliche Zusammenhänge, ich glaube, da braucht man nicht sprechen, weil es ist klar, dass da so viel im Argen liegt.
Und ich, also in Deutschland sind wir ja total privilegiert, was das Thema angeht, wenn wir ehrlich sind.
Wenn man dann so einen Blick nach außen wirft, da gibt es ja von Ilgar, da kennst du bestimmt die Organisation, da gibt es ja diese Weltkarte, wo so visualisiert ist, in wie vielen Ländern hohe Sexualität immer noch irgendwie unter Strafe steht, teilweise Todesstrafe.
Natürlich sind wir, wenn wir das groß ist, im großen Gesamtbild sind wir in Deutschland wahnsinnig privilegiert.
Ja, Gesetze werden erlassen.
Es gibt rechtliche Rahmenbedingungen, die man jetzt im queeren Bereich in mancher Hinsicht als wahnsinnigen Fortschritt werten kann, natürlich auch sehr problematisch betrachten kann.
Und es ist auch da natürlich wahnsinnig Luft nach oben in ganz vielen Punkten.
Und gleichzeitig glaube ich können viele queere Menschen in Deutschland sehr sichtbar sein.
Und das ist was Gutes.
Das ist auf jeden Fall was Gutes.
Ab dem 1.
November 2024 können trans, inter und nicht binäre Menschen durch eigene Erklärung beim Standesamt, ihrem Namen, Personenstand und Geschlitzeintrag ändern.
Was sollten die nächste Schritte sein?
Ich bin versucht zu sagen, die nächsten Schritte sollten sein, das Selbstbestimmungsgesetz so gerade zu ziehen, dass es wirklich nicht diskriminierend ist.
Auch in Details.
Tatsächlich glaube ich aber, dass die nächsten Schritte der verzweifelte Kampf darum sein werden, den Status quo zu halten, der jetzt aktuell da ist.
Also wenn man sich die politische Entwicklung einfach ansieht, die hier gerade so passiert, dann beängstigt mich das in jeder Hinsicht.
Also wir arbeiten zum Beispiel gerade sowohl auf Bundesebene, wie auch in Bayern an diesen queeren Aktionsplänen.
Wenn Bayern letztes Bundesland noch keinen eigenen queeren Aktionsplan hat, jetzt entsteht gerade einer so unter einer Landesregierung, die ein Genderverbot ausspricht, Premium.
Wie will ich da eine Forderung formulieren?
Und auch dieser Bundesaktionsplan, ja super, gut, dass der da ist und es wäre optimal, wenn der umgesetzt würde.
Und gleichzeitig, man weiß, was jetzt wahrscheinlich mit den nächsten Wahlen passieren wird.
Und mit jeder Forderung, jeder Maßnahme, die wir formulieren und stellen, denke ich mir so, naja, guck mal mal, was umgesetzt wird am Ende vom Tag.
Eine Freundin, meine Partnerin, hat einen achtjährigen Transsohn, der gerne andere Transjunge in seinem Alter kennenlernen würde.
Weißt du, wo sie Kontakte knüpfen könnte?
Ja, es ist so so schwierig mit jungen Kindern.
Das hat was damit zu tun, dass beispielsweise nach den Förderrichtlinien und allem Drum und Dran arbeiten die ganzen Transberatungsstellen, Queerenberatungsstellen mit erwachsenen Menschen.
Alles andere läuft ja über Jugendämter.
Da sozusagen sensibilisierte Anknüpfungspunkte, weiß ich jetzt gar nicht so genau.
Wenn dann glaube ich sind es Dinge, die selbst organisiert so über Eltern-Selbsthilfe-Gruppen funktionieren, könnte ich die jetzt aber auch tatsächlich, also zumindest die in der Region nichts sagen, wo man da wirklich hingehen könnte.
Es gibt, doch ich hab schon, also ich hab eine Web-Adresse, das ist ein so ein Verband, der das quasi deutschlandweit für trans Kinder organisiert.
Also aber ich kann es jetzt nicht ad hoc sagen, wie die wirklich Adresse ist, aber ich glaube, das ist ein Anlaufpunkt, wo man hingehen könnte mit dem Thema.
Aber ansonsten ist es extrem schwierig.
Okay.
Wie kann ich als cis-Person eine bessere Verbündete für trans Menschen sein?
Das ist eine schöne Frage und ich freu mich, dass du die stellst.
Ich glaube, es gilt beim Thema trans genau das gleiche, was bei Verbündetenschaft immer wichtig und relevant ist.
Allyship, das ist einfach kein Label, das man sich selber geben kann, weil man denkt, man hat eine richtige Haltung oder man verhält sich auf eine Art und Weise richtig, sondern ich glaube, das zeigt sich jeden Tag in ganz vielen kleinen tatsächlichen Handlungen.
Ich denke, es ist wichtig, dass immer die Person, der gegenüber man sich verbündet zeigen möchte, dass wirklich die im Zentrum steht, dass wenig Zuschreibungen von außen passiert im Sinne von ich glaube, ich weiß, was für die Person jetzt gerade richtig und gut wäre und deswegen mache ich jetzt proaktiv mal irgendwas ohne Rücksprache.
Also ich glaube, das ist ein essenzieller Punkt.
Zu wissen, wann gute Momente sind, Fragen zu stellen und wann vielleicht auch nicht.
Das empfinde ich immer als total schön.
Ich finde, Verbündetenschaft zeigt sich ganz oft auch dadurch, wie man sich verhält, wenn die Person nicht mit dabei ist.
Gerade wenn man in Räumen unterwegs ist, zu der eine Person vielleicht gar keinen Zugang hat, dann trotzdem Position zu beziehen zu Themen und laut zu sein und Antworten zu geben.
Das ist ein schöner Aspekt von Verbündetenschaft.
Hast du Tipps für Eltern und Bezugspersonen, die Transkinder unterstützen möchten?
Ja, ich glaube, mein Tipp ist, vertraut euren Kindern.
Tatsächlich, also ich glaube, da läuft's raus.
Also auf der einen Seite denke ich, Kinder haben eine sehr, sehr gute Einschätzung.
Also haben oft eine sehr, sehr gute Einschätzung, was sie brauchen, was sie wollen.
Also ich glaube, die Challenge, die viele Eltern haben, ist eben genau dieses Schubladen-Denken.
Ja so, okay, mein Kind ist vielleicht trans, vielleicht spielt das Kind momentan auch nur irgendwie mit, versucht sich eine Klarheit über Geschlechtsrollen zu verschaffen.
Also da gibt es ja ganz viele Gründe, warum Kinder irgendwie Dinge hinterfragen, die so als Standard gesetzt sind.
Und dem Kind quasi die Möglichkeit zu lassen, zu sagen, heute ist es so und das ist gut.
Und ich validiere das in allem, wie es sich zeigt.
Und lass uns in vier Wochen nochmal schauen, wie es dann ist.
Und lass uns in drei Jahren nochmal schauen, wie es dann ist.
Also ich glaube, das gilt für erwachsene Menschen ganz genauso.
Aber ich glaube, gerade wenn es um die eigenen Kinder geht, dann hat man als Eltern manchmal so den Impuls irgendwie, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Konfliktsituationen zu vermeiden.
Und den Kindern halt so leicht wie möglich zu machen.
Und da glaube ich, gehört auch ganz oft dazu, dass man sich als Eltern dann selber einfach so sicher sein will, womit man es da gerade zu tun hat und Orientierung sucht und irgendwie Verbindlichkeit und Halt sucht.
Und da dann aber trotzdem so dieses spielerische Element drin zu behalten, zu sagen, ja lass uns halt mal gemeinsam entdecken und überlegen und gucken.
Und vielleicht ist es der richtige Weg, den du jetzt einschlägst.
Und vielleicht kommst du drauf, dass es ein ganz anderer Weg sein wird am Ende.
Und trotzdem einfach immer da sein und das annehmen, was dann kommt.
Ich glaube, das ist, ja, das ist gut, wenn das klappt.
Was wünschst du dir für trans Personen in der queeren Community?
Ich wünsche mir Solidarität.
Ich kann es ganz klar benennen.
Ich wünsche mir Solidarität.
Und ich finde es fürchterlich, wenn queere Personen quasi Dinge aus dem Außen in den eigenen Reihen reproduzieren, so als hätten sie die Erfahrung selber nicht gemacht an anderer Stelle und müssten eigentlich nicht ganz genau wissen, worum es geht.
Weil während ich, also während ich es wirklich, während ich es in der Gesamtgesellschaft noch manchmal unter dem Label Unbedarfteil, Leerstellen, was Wissen angeht, etc., PP-framen kann für mich selber, wenn ich da auf Ablehnung treffe, denke ich mir manchmal so in queeren Communities, meine Güte, ihr wisst doch, worum es geht.
Warum tretet ihr jetzt einfach stumpf nach unten weiter, statt zu sagen, wir ziehen an einem Strang, weil am Ende vom Tag sind es Fragestellungen, die uns alle gleich betreffen.
Ähnliches übrigens, wenn ich mit Frauen, wenn ich mit Cis-Frauen im Patriarchat, die irgendwo in beschissenen, prekären Arbeitsverhältnissen irgendwie angestellt sind, die sexualisiert werden, die, ja, was auch immer.
Wenn dann da Unverständnis kommt und quasi dieses Narrativ beispielsweise von, die gefährliche Transfrau, die geht irgendwie in Frauenräume rein und also wir wissen alle, was da, was da gerade für Erzählungen gesponnen werden, wenn, wenn die, die Frauen das dann kaufen und ich mir denk Leute, ihr macht doch, ihr macht doch die genau gleichen Erfahrungen.
Warum könnt ihr denn diesen Transfer nicht leisten?
Was ist denn los?
Ja, also da, da hakt mein Verständnis dann immer so ein bisschen aus.
Was sei, wie ist es für dich als Queer-Person in Bayern zu leben?
Ich glaube, es gibt Orte in Deutschland, die progressiver sind, die mehr ansprechende Infrastruktur bieten, die offen, offenherziger und zugewandter mit queeren Lebensrealitäten umgehen.
Deswegen würde ich sagen, ist es in Bayern schon?
Ja, it is what it is.
Ja, also ich finde es zum einen unglaublich schwierig, dass irgendwie alles auf den Schultern des Ehrenamtes lastet.
Also in queeren Belangen ist das ja wirklich so.
Also die paar Stellen, die irgendwie in der Beratungslandschaft finanziert sind, also das kann man ja in einer Hand abzählen hier.
Die Leute sind heillos überlastet.
Und ohne lauter ehrenamtlich engagierte Menschen würde hier überhaupt nichts vorangehen.
Und ich glaube, das funktioniert an anderen Stellen in Deutschland besser, obwohl auch da natürlich das Ehrenamt Unterstützung bräuchte und hin und her.
Aber hier habe ich halt manchmal wirklich so das Gefühl, dass dann da gibt es dann schon diese engagierten zivilgesellschaftlichen Einrichtungen, die versuchen, was zu machen und super engagierte Einzelpersonen und denen werden dann halt irgendwie mit Ansage noch Steine in den Weg gerollt.
Und das finde ich einfach, das ist so kräftezehrend und so frustrierend teilweise.
Das, was ich schon manchmal fragt, wie Leute da irgendwie langfristig die Puste nicht ausgehen soll.
Gibt es etwas in Bayern, dass du dir für queere Menschen wünschen würdest?
Also ich würde mir extrem wünschen, dass dieser hervorragende Aktionsplan, den wir jetzt in den letzten Wochen und Monaten gemeinsam erarbeiten, dass einfach viel Anklang und Einzug findet und sich dann in bayerischen Lebensrealitäten widerspiegeln wird.
Kannst du kurz erklären, worum es geht mit diesem Plan?
Na ja, im Grunde, also im Grunde wird da gerade ein Maßnahmenpaket formuliert in ganz unterschiedlichen Bereichen von Arbeitswelt über Soziales, über eben Förderung von Beratungsstrukturen, zu dem sich die bayerische Landesregierung dann irgendwann committen soll und einfach diese diese Maßnahmen implementieren soll.
Und da geht es natürlich, da geht es um Budget, da geht es um Gelder, da geht es um politischen Willen, da geht es um ganz ganz ganz viele Dinge und es waren in den letzten oder es läuft gerade immer noch, es gibt einen zivilgesellschaftlichen Beteiligungsprozess, wo quasi einzelne, also interessierte Einzelpersonen aufgerufen sind, aber auch Verbände, NGOs, also größere Rahmenorganisationen und Strukturen aufgerufen sind, quasi ihre Expertise dazu bündeln und einzubringen, sodass die Maßnahmen, die dann am Schluss nicht nur gefordert, sondern auch beschlossen werden, halt tatsächlich also nicht aus der Luft gegriffene Wünsche sind, sondern wirklich durchdachte Dinge sind, die notwendig und relevant und förderlich wären, damit queeres Leben in Bayern leichter wird und sicherer wird und einfacher wird für alle.
Gibt es etwas anderes, das du gerne in diesem Podcast teilen möchtest?
Ja, ich glaube, ich hab das schon kurz anklingen lassen, aber ich möchte es vielleicht noch mal expliziter sagen zum Ende hin, weil ich das für extrem wichtig halte.
Ich glaube, es geht nach meinem Dafürhalten momentan sehr um eine klare Positionierung, um eine Politisierung, um Solidarität, weil ich denke, dass wir in der Zeit gerade uns bewegen, in der tatsächlich keine Person mehr den Luxus der Neutralität hat.
Ich glaube, sich jetzt aus Dingen rauszuhalten, ist eine sehr klare Positionierung und zwar auf einer Seite, die ich nicht erstrebenswert finde.
Zum Schluss hast du vielleicht Lust auf einen Quickie mit mir?
Es geht nicht um Sex, sondern um eine Fragenreihe, die du kurz und knackig beantworten darfst.
Na klar.
Schieß los.
Let's go.
Die Qualität, die du bei einer Person am meisten schätzt?
Ehrlichkeit.
Deine größte Qualität?
Offenheit.
Was macht dich glücklich?
Liebevolle Beziehungen mit anderen Menschen.
I love it again.
Was hat dich letztens stolz gemacht?
Meine Tochter, die hat jetzt Abi gemacht, die hat jetzt ein FSJ in einer behinderten Einrichtung angefangen, die organisiert ihr Leben gerade selber und zuzugucken, wie Dinge funktionieren bei dem Mensch, der mir so wichtig ist.
Ist was, was mich sehr, sehr, sehr glücklich und stolz macht.
Ein Lied, das du gerade gerne hörst?
Boah, italienische, italienische Indie-Musik.
Ich kommite mich zu Fatshile von L'Ostazio Ciale.
Eine Person, die du attraktiv findest?
Da gibt's Andrew Scott.
Einen Content, den du empfehlen würdest?
Boah, da gibt's zu viele.
Du darfst mehrere Sachen nennen.
Nee, da kann ich mich jetzt aus der Hüfte geschossen nicht festlegen, aber ich könnte ein paar Links nachreichen, die du vielleicht in irgendeine Caption mit reinnehmen könntest.
Das machen wir.
Denn es gibt gerade im queeren Bereich so krass gute Content-Creators, da lohnt sich es bei einigen reinzulesen.
Das machen wir.
Dein Lieblingsgericht?
Nudeln.
Pasta in jeder Form.
Ein großer Wunsch von dir?
Ich glaube einfach Gesundheit.
Deine Stimmung jetzt gerade?
Ziemlich gut.
Das war ein richtig schönes Gespräch mit dir.
Das hat mir sehr gefallen.
Mir geht's gut.
Danke dir.
Das freut mich.
Sy, vielen Dank, dass du dir heute Zeit genommen hast und dazu beiträgst, die Stimme queere Menschen lauter zu machen.
Ich danke dir für die Einladung noch einmal und ich danke dir, dass du diesen Raum hier aufmachst.
Und ich glaube, dass das eine extrem wichtige und mehrwertige Arbeit ist, die du hier leistest.
Ganz, ganz herzlichen Dank dafür.
Danke für deine Worte.
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